Symptomatische Verschlechterung bei COPD

Auszug aus dem Patientenratgeber „Auswirkungen Symptomatische Verschlechterung bei COPD“ Hier auch als Online-PDF zu lesen (Link).


Jetzt bin ich COPD-Patient

Meine körperliche Leistungsfähigkeit ließ merklich nach. Mein Hausarzt vermutete zunächst: „Sie werden einfach älter.“

Drei Jahre später wurde aufgrund einer lang anhaltenden, starken Erkältung mit leichtem Schleimauswurf eine Überweisung zum Lungenfacharzt notwendig. Nach Röntgen der Lunge erhielt ich ein Inhalationsspray mit der Empfehlung: „Probieren Sie zunächst aus, ob es Ihnen unter diesem Medikament besser geht und kommen dann wieder.“ Bin ich aber nicht, denn mir ging es gut. Anstatt der Treppe, nahm ich inzwischen allerdings immer den Aufzug.

Nochmals drei Jahre und einige deutliche Infekte ohne Arztbesuch weiter, dann die Diagnose in einer Lungenfachklinik: „Sie haben COPD und Lungenemphysem.“ Im Röntgenbild und CT war das möglicherweise durch Lungenentzündungen vernarbte Lungengewebe ebenso sichtbar wie das Lungenemphysem. Bereiche, die unwiederbringlich für die Atmung verloren sind.

Doch mir geht es immer noch gut, ich empfinde keine Atemnot, habe äußerst selten Husten und kaum Schleimbildung. Nur meine Muskulatur ist spürbar weniger geworden, bei Anstrengungen schwitze ich sofort und meine Aktivitäten muss ich öfter unterbrechen.

Ein Jahr nach Diagnosestellung mit COPD und Lungenemphysem weiß ich nun, dass ich auf meine Lunge hätte besser aufpassen sollen. Zwar habe ich bereits vor 25 Jahren mit dem Rauchen aufgehört, aber die Lunge ist und bleibt geschwächt und anfällig.
Hätte ich etwas anders gemacht, wenn mir die Diagnose eher bewusst gewesen wäre? Ja klar! Ich hätte bei den schweren Infekten frühzeitig gehandelt oder diesen vielleicht vorbeugen können, die Notwendigkeit der Therapie erkannt und ebenso gezielt zum Erhalt meiner Muskelmasse beigetragen.

Karl-Heinz Wallbusch (63), Chemnitz, COPD II/B nach GOLD mit Lungenemphysem und Alpha-1- Antitrypsinmangel, Typ PiMZ

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die chronisch obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem werden übergeordnet als COPD bezeichnet. Die Erkrankung geht mit Entzündungen und Veränderungen am Lungengewebe einher.

Die Atmung betreffend verursacht COPD Symptome wie Atemnot, Husten und Auswurf. Insgesamt betrachtet, kann sich das Beschwerdebild sehr vielfältig und individuell ausgeprägt darstellen.

Die Symptome unterliegen dabei „normalen“ Schwankungen, die durch viele Faktoren beeinflusst werden. Verschlechtern sich die Beschwerden jedoch deutlich und anhaltend, liegt in den meisten Fällen eine Exazerbation vor. Atemnot ist das ganz dominierende und für viele Betroffene psychisch äußerst belastende Symptom.

Exazerbationen, vor allem schwere und häufig wiederkehrende, nehmen erheblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf der COPD und damit auf die Lungenfunktion.

Das wichtigste therapeutische Ziel ist daher, Exazerbationen möglichst zu verhindern und eine Stabilisierung zu erreichen, um die Progression der Erkrankung zu verlangsamen.

Gleichermaßen bedeutend ist das Erkennen und frühzeitige Handeln bei symptomatischen Verschlechterungen, um eine schwere Exazerbation zu vermeiden.

Der Ihnen vorliegende Ratgeber der Patienten-Bibliothek befasst sich mit den Auswirkungen von symptomatischen Verschlechterungen bei COPD sowie den Möglichkeiten, diesen entgegenzuwirken.

Die im Ratgeber enthaltenen ganz persönlichen Erfahrungen von COPD-Patienten können helfen, Zusammenhänge besser zu verstehen und unterstützend dazu beitragen, Ängste von Betroffenen und auch Angehörigen zu relativieren.

Aufgrund der Komplexität ist es empfehlenswert, den Ratgeber mehrfach zu lesen.

Ihr Jens Lingemann
Vorsitzender COPD – Deutschland e.V.
Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland


Basisinformation COPD

Die Abkürzung COPD steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive pulmonary disease bzw. chronisch obstruktive Bronchitis.

Chronisch bedeutet, dass eine COPD dauerhaft vorliegt, die Erkrankung bisher nicht geheilt, deren Verlauf jedoch positiv beeinflusst werden kann.

Obstruktiv heißt Verengung und verweist darauf, dass bei einer COPD die Bronchien verengt sind. Zwei wesentliche Ursachen liegen der Verengung zugrunde: die gesteigerte Entzündungsreaktion im Bereich der kleinen Atemwege und die Zerstörung
des Lungengewebes durch das Lungenemphysem.

Bronchitis ist der medizinische Fachausdruck für eine Entzündung der Bronchien. Wobei die chronische Bronchitis der Atemwegsobstruktion entweder zeitlich vorangeht oder dieser nachfolgen kann.

1-©-Viacheslav-Iakobchuk-Fotolia.com_-300x200 Symptomatische Verschlechterung bei COPD

Eine COPD ist eine dauerhaft bestehende Verengung und Entzündung der Bronchien mit einhergehenden Veränderungen am Lungengewebe. Eine COPD kann mit oder ohne Lungenemphysem auftreten. Meist entwickelt sich ein Lungenemphysem im
Rahmen einer COPD, in seltenen Fällen kann jedoch z. B. ein genetisch bedingter Alpha-1-Antitrypsinmangel dessen Ursache sein.

Als Lungenemphysem wird eine irreversible Überblähung der Lunge bezeichnet, die sich durch den Abbau bzw. die Zerstörung von Gewebe an den Lungenbläschen (Alveolen) entwickelt.

COPD und Lungenemphysem gehen mit einer meist schleichenden Verschlechterung der Lungenfunktion einher und sind vor allem durch eine Behinderung in der Ausatmung gekennzeichnet. Die Auswirkungen einer COPD betreffen den gesamten Körper.


Symptomatische Verschlechterung

Symptomentwicklung
Eine COPD äußert sich vor allem mit respiratorischen, die Atmung betreffenden, Symptomen wie

  • Atemnot – als Anzeichen einer Atemwegsobstruktion
  • Husten und Auswurf – als Anzeichen einer Bronchitis

Als erste frühe Symptomatik kann anhaltender Husten auftreten (insbesondere bei Rauchern oder Passivrauchern), was fälschlicherweise über lange Zeit toleriert bzw. als „normal“ empfunden wird. Bei Patienten, bei denen das Emphysem im Vordergrund steht, tritt primär Atemnot unter Belastung auf, oftmals ohne Husten und Auswurf.

Atemnot zeigt sich zunächst nur unter Belastung, wie klassischerweise z. B. beim Treppensteigen oder bei anderen körperlichen Anstrengungen. Im weiteren Verlauf der COPD ist Atemnot latent auch in Ruhe vorhanden.

Weitere mögliche allgemeine Anzeichen:

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  •  Müdigkeit
  • Abnahme der Belastbarkeit
  • pfeifende Atemgeräusche
  • Engegefühl im Brustraum
  • Gewichtsabnahme
  • Abnahme von Muskelmasse (vor allem in den Armen und Beinen)
  • Verspannungen der Atem(hilfs)muskulatur (Brust/Nacken etc.)
  • erhöhte Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen

In den Erkrankungsstadien I und II werden selbst schwere Atemwegsinfekte oft nicht mit einer möglicherweise vorliegenden COPD in Verbindung gebracht.


Viel zu häufig wird ein Arzt erst dann aufgesucht, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist, die Symptome fast unerträglich geworden sind und sich die Erkrankung bereits in einem fortgeschritteneren Stadium bebefindet. Verlorene Lungenfunktion ist jedoch unwiederbringlich verloren.


Wissenschaftliche Beratung:
Monika Tempel, Ärztin, Regensburg

Text/Redaktion:
Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek

Bildnachweis:
Fotolia.com Viacheslav Iakobchuk, luismolinero

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