…bedeutet auch Prävention
Schlafprobleme waren schon vor Corona weit verbreitet. In der aktuellen Pandemiekrise, die uns alle vor große Herausforderungen stellt und Ängste – seien es gesundheitliche oder existenzielle – mit sich bringt, liegt die Vermutung nahe, dass noch viel mehr Menschen weltweit mit Schlafschwierigkeiten hinzu gekommen sind.
Wie wirkt sich Corona auf unseren Schlaf aus? Und welche medizinischen Aspekte der Schlafforschung gilt es bei SARS-CoV2-Patienten zu bedenken? Diese Fragen behandelte die 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), die vom 29.-31. Oktober 2020 virtuell stattfand. Professor Dr. Georg Nilius war einer der Kongresspräsidenten und ist Direktor der Klinik für Pneumologie der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte. „Schlafmangel erhöht die Anfälligkeit für Infektionen. Das wissen wir von anderen Viruserkrankungen. Möglicherweise ist er auch ein Risikofaktor für schwerere Erkrankungsverläufe“, sagt er. Das spielt natürlich in der aktuellen SARS-CoV2-Pandemie eine Rolle. Denn es gibt Berufsgruppen, wie zum Beispiel Schichtarbeiter und im medizinischen Sektor Tätige, die häufiger an Schlafmangel leiden und folglich anfälliger sind. Und nicht nur berufsbedingt bekommen viele Menschen zu wenig Schlaf. „Wer kann, sollte viel schlafen!“, so der generelle Rat von Professor Nilius, „Gerade in der jetzigen Zeit, zahlt es sich aus, besonders auf eine gute Schlafhygiene und Schlafqualität zu achten. Auch das ist eine Art von Prävention“.
Internationalen Studien zufolge gibt es Hinweise, dass Patienten mit bestimmten schlafmedizinischen Störungen, insbesondere Patienten mit Schlafapnoe (eine Erkrankung, bei der es zu Atemaussetzern kommt), im Rahmen der Corona-Pandemie einem höheren Risiko ausgesetzt sind, zu erkranken bzw. schwere Krankheitsverläufe zu entwickeln. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema sind notwendig.
Online-Umfrage COVID-Schlafstudie
Zusätzlich untersucht die Gesellschaft auch die Auswirkungen von COVID-19 und des Lockdown auf den Schlaf in der Allgemeinbevölkerung. Diese „Internationale COVID-Schlafstudie“ findet gemeinsam in mehreren Ländern statt. Dazu wird ein Fragebogen auf der Homepage angeboten und sehr herzlich um öffentliche Beteiligung gebeten.
Eines der Ziele des Fragebogens ist es, die möglichen Auswirkungen von COVID-19 (Coronavirus) auf den Schlaf und den Wachzustand und auf das vegetative Nervensystem zu verstehen. Einige Fragen sind möglicherweise sehr ähnlich und scheinen dasselbe zu erfragen und einige Fragen sind möglicherweise schwer zu beantworten. Versuchen Sie bitte trotzdem, diese Fragen zu beantworten.
Ihre Teilnahme beinhaltet das Ausfüllen eines Fragebogens über Ihren Schlaf (vor und während COVID-19) sowie über Ihre körperliche Gesundheit und Ihr psychisches Wohlbefinden. Dieser Fragebogen steht nur in elektronischer Form zur Verfügung, und Sie können auf ihn über dieses Formular zugreifen, wenn Sie sich bereit erklären, ihn zu beantworten.
Erklären Sie sich zu einer anonymen Teilnahme bereit, benötigen Sie etwa 20 Minuten, um den Fragebogen auszufüllen. Wenn Sie Fragen zu dieser Untersuchung oder zu den Auswirkungen Ihrer Teilnahme haben, wenden Sie sich bitte an den Studienleiter Professor Dr. Thomas Penzel, thomas.penzel@charite.de.
Den Fragebogen finden Sie auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin:
www.dgsm.de/downloads/aktuelles/COVID19_und_Schlaf-Fragebogen.pdf
Aktuelle Studienergebnisse
Aktuelle Studien zum Schlafverhalten während Corona und des Lockdown fanden u.a. heraus:
- dass sich die Diskrepanz zwischen dem sozialen Jetlag und unserem biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus verringert hat; also vereinfacht, dass die Menschen ihrem genetischen (natürlichen) Schlafbedürfnis entsprechender geschlafen haben
- daneben ergaben die Studien, dass sich die Schlafqualität verschlechtert hat, möglicherweise im Zusammenhang mit der Ausprägung von Ängsten, depressiven Verstimmungen und fehlender körperlicher Aktivität
- Frauen gaben dabei häufiger an, unter mentalen Verstimmungen zu leiden als Männer; Berufstätige gaben in den Untersuchungen am häufigsten an, mehr zu schlafen als vor der Pandemie und begründeten dies mit flexibleren Arbeitsmodellen
Quellen: www.dgsm-kongress.de Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM), Pressekonferenz 28. Jahrestagung, Oktober 2020
Regeln der Schlafhygiene
- Stehen Sie jeden Tag um dieselbe Zeit auf
- Gehen Sie nur schlafen, wenn Sie wirklich müde und schläfrig sind.
- Üben Sie entspannungsfördernde Schlafrituale vor dem Zubettgehen aus.
- Treiben Sie regelmäßig Sport.
- Nehmen Sie in den vier Stunden vor dem Zubettgehen keine koffeinhaltigen Getränke oder Medikamente ein.
- Rauchen Sie nicht kurz vor dem Schlafen.
- Vermeiden Sie einen Mittagsschlaf.
- Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum oder verzichten Sie im Falle von Schlafstörungen auf Alkohol.
- Meiden Sie Schlaftabletten oder gehen Sie vorsichtig und sparsam mit ihnen um. Meistens verschreiben Ärzte Schlafmittel maximal vier Wochen. Nehmen Sie nie Schlafmittel zusammen mit Alkohol ein.
Bildnachweis:
Ljubko Smokovski, Prostock-studio – AdobeStock
Dieser Beitrag wurde in der Winterausgabe 2020 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.