Lungensport per Telemeeting

Erfahrungen als Übungsleiterin

Die Vorbereitungen auf das erste virtuelle Lungensporttraining haben Jutta Remy-Bartsch, Westerwald, dann doch das ein oder andere graue Haar gekostet. Weniger aufgrund von   Schwierigkeiten bei der Installation des Softwareprogramms, vielmehr durch Erfahrungen aus der Vergangenheit beim „Einfangen“ von Viren. Ja, tatsächlich, auch sog. Computerviren können für echte Probleme sorgen!

Zwei Wochen nach Beginn des Corona-Lockdowns fing Jutta Remy-Bartsch zunächst damit an, kleine Videosequenzen zu drehen. Denn sie weiß: „Bereits zwei Wochen ohne Training machen sich bei der Atemhilfsmuskulatur deutlich bemerkbar.“ Insgesamt 23 Videos mit Übungen zur Atemwahrnehmung wurden es insgesamt, verschickt zunächst über WhatsApp.

Aber, nicht jedes Mitglied hat WhatsApp. Der Versuch, die Videos per Mail zu versenden, scheiterte am großen Datenvolumen. 

Die Übungen im Detail aufzuschreiben, dabei jeden wichtigen Einzelschritt, die richtige Reihenfolge zu berücksichtigen, damit sich bei den Lesern und somit Ausführenden letztendlich ein Automatismus in der Handhabung entwickeln kann und in einer Atemnotsituation deren Anwendung wie von selbst ausgeführt wird, war eine echte Herausforderung.   

Die Unterlagen per E-Mail zu versenden bzw. auszudrucken und per Post zu verschicken, war dagegen fast ein leichtes Unterfangen.

Doch das Bewusstsein, dass nur, wenn man sich unmittelbar sieht, direkte Einflussnahme, Korrekturhinweise und auch ein Miteinander möglich sind, beschleunigten die Suche nach einer optimalen Lösung: ein Training per Telemeeting.

Umsetzung

Aufgrund eines Empfehlungsschreibens des Behindertensportbundes Rheinland-Pfalz fiel die Wahl der notwendigen Software auf das Programm GoToMeeting. Nach Installation wurde zunächst der Selbsttest durchgeführt.

Nach dem die Trainerin von der Sicherheit und Anwendung selbst überzeugt war, wurde an die Teilnehmer ein Rundschreiben mit Erklärungen geschickt. Jeder der bereit war es auszuprobieren, konnte sich melden und erhielt dann eine Einladung per SMS oder E-Mail mit einem Link. Teilnehmen kann prinzipiell jeder, der ein Smartphone oder einen Computer, Laptop oder Tablet mit Mikrophon und Kamera mit Internetanschluss besitzt. Um den Datenschutzrichtlinien zu entsprechen, ist von jedem Teilnehmer im Vorfeld eine Einverständniserklärung zu unterzeichnen.

Das Procedere, um zum Meeting zu gelangen, ist denkbar einfach. Über den übersandten Link gelangt man mit ein paar Klicks zum virtuellen Treffen. Alle sehen sich gleichzeitig auf dem Bildschirm, sprechen hingegen kann immer nur einer. Dabei ist es auch egal, ob man zu Hause oder vielleicht unterwegs (Urlaub/Besuch etc.) ist. Sofern man einen Internetanschluss in Reichweite hat, kann jeder überall mitmachen.

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Teilnehmer berichten von messbaren Erfolgen auch bei virtuellem Training

Den Schwerpunkt legt Jutta Remy-Bartsch auf Übungen der Atemwahrnehmung und der Dehnung. „Diese Übungen können wunderbar im Sitzen, mit ausreichend Platz für Arme und Beine vor dem PC ausgeführt werden.“ Es ist eine etwas andere Einteilung als beim Training in der Halle, in der auch Kraft- und Ausdauerübungen möglich sind. Dennoch kommen auch im „Homestudio“ div. Hilfsmittel wie z. B. Handtücher, Getränkeflaschen, Besenstiele oder Strumpfhosen zum Einsatz.

Maximal 15 Teilnehmer können an einem Telemeeting teilnehmen, es gelten die gleichen Regeln der Gruppenstärke wie beim Training in der Halle. Denn nur so ist es für Übungsleiter möglich, alle Teilnehmer „im Auge zu behalten“, um notwendige Korrekturen vorzunehmen. Die Abrechnung des Videotrainings als Reha-Sport-Training über die gesetzlichen Krankenkassen D seit dem 03. April 2020 bis zunächst 30. September 2020 gestattet.

In der praktischen Umsetzung ist das Onlinetraining noch etwas Neues, es bietet denen, die über das technische Equipment verfügen, eine gewisse, wenn auch nicht ganz vergleichbare Alternative. „Auch online kann neben den gemeinsamen Übungen miteinander gelacht und ein bisschen erzählt werden, was ein wenig der fehlenden Nähe zurückbringt.“

Dennoch freuen sich alle auf ein Wiedersehen in gewohnter Umgebung.

Hinweis: Informationen zum Lungensport und ein aktuelles Register bundesweiter Lungensportgruppen finden Sie bei der AG Lungensport auf www.lungensport.org


Bildnachweis:
Sabine Habicht, Lindau
Augustas Cetkauskas, AdobeStock

Text:
Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek

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Der Beitrag wurde in der Sommerausgabe 2020 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.

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