Forschungsansätze zum Coronavirus

Lungenforschung aktuell

Die aktuelle Coronavirus-Lage zeigt die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung, auf besondere gesundheitliche Herausforderungen reagieren zu können. In dieser Ausgabe der Rubrik Lungenforschung aktuell stellen wir Ihnen einige Forschungsansätze rund um die aktuelle Coronapandemie vor und informieren über Quellen im Internet, bei denen Sie vertrauenswürdige und geprüfte Informationen zum Coronavirus finden können.

Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
das Redaktionsteam des Lungeninformationsdienstes.

Forschungsansätze zum Coronavirus

Die aktuelle Coronapandemie stellt nicht nur die Gesellschaft, sondern besonders auch die Wissenschaft vor große Herausforderungen. Möglichst schnell sollen Tests, Therapien und sogar ein Impfstoff entwickelt werden. Gleichzeitig versuchen Forschende mehr über die neue Infektionskrankheit zu erfahren. Großangelegte Stichprobenanalysen in zufällig ausgewählten Haushalten sollen beispielsweise neue Erkenntnisse zur Verbreitung der Coronapandemie bringen und die Wirksamkeit der eingeleiteten Gegenmaßnahmen überprüfen. Auch nutzt man bereits bestehende Studienkohorten wie etwa die bundesweite NAKO Gesundheitsstudie, die bereits seit 2014 läuft, um Erkenntnisse über Verbreitung,

Verlauf und Auswirkungen von CoVid-19 in Deutschland zu gewinnen. Hierfür werden alle 205.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der NAKOS-Studie unter anderem zu ihrem Infektionsstatus, zu Verhaltensänderungen aufgrund der Pandemie und zu Sozialkontakten während der Pandemie befragt. Darüber hinaus werden die psychosozialen Auswirkungen der Pandemiesituation, darunter mögliche Veränderungen des Erwerbsstatus, des Lebensstils und des Soziallebens abgefragt.

Im Rahmen der Früherkennungsuntersuchung „Fr1da plus“, die Kinder in Bayern auf ein Frühstadium von Typ-1-Diabetes untersucht, sollen jetzt Antikörpertests gegen das neue Coronavirus durchgeführt werden. Die für die Studie gesammelten Blutproben sollen dafür rückwirkend von August 2019 bis heute und fortführend über die nächsten zwei Jahre hinweg auch auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 getestet werden. So sollen unter anderem Erkenntnisse über die Häufigkeit der Coronavirusinfektionen bei Kindern in Bayern gewonnen werden, zudem könnten die Tests Einblicke in das Verbreitungsmuster geben.

Durch strukturierte Beobachtung und Auswertung der Daten von Erkrankten und auch Verstorbenen, erhalten Medizinerinnen und Mediziner mehr Einblick in den Verlauf und die gesundheitlichen Auswirkungen der Krankheit.

Breitangelegte Suche nach Behandlungsmöglichkeiten

Auf der Suche nach möglichen Medikamenten, zur Behandlung von CoVid-19 gehen Forschende unterschiedliche Wege. In präklinischen Untersuchungen sollen beispielsweise Wirkstoffe mit antiviralen und neutralisierenden Eigenschaften identifiziert werden, um so schnell wie möglich weiter in die klinische Entwicklung zu gelangen. Unter anderem sucht man mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) nach bereits zugelassenen Medikamenten, die sich für die Behandlung von CoVid-19 eignen könnten. Zudem gibt es einige Studien, in denen die Wirksamkeit bereits zugelassener Medikamente bei Betroffenen mit CoVid-19 untersucht wird. Remdesivir, ein Wirkstoff, der ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde, ist beispielsweise ein Kandidat, der aktuell in Studien teilweise positive Ergebnisse zeigt.

Ein weiterer Forschungsansatz ist der Einsatz von Blutplasma von Genesenen, um Menschen mit CoVid-19 zu behandeln. Die Hoffnung hierbei ist, dass Personen, die die Coronavirusinfektion bereits überstanden haben, schützende Antikörper gegen das Virus entwickelt haben, die man über eine Plasmaspende schwer erkrankten Personen geben könnte.

Um neue Medikamente entwickeln zu können, ist es ebenso wichtig zu verstehen, wie das Virus auf zellulärer Ebene agiert. Welche molekularen Zelleigenschaften beeinflussen beispielsweise die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, oder das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf durch SARS-CoV-2? Wie wird die Genaktivität der Wirtszellen durch das Eindringen des Virus verändert, und wie sieht die spezifische Immunantwort bei CoVid-19 aus? Um dies herauszufinden, werden unter anderem Big-Data- und KI-Anwendungen eingesetzt, die das molekulare Geschehen auf zellulärer Ebene analysieren.

Impfstoff ist zentraler Bestandteil zur Bekämpfung des Coronavirus

Ein wirkliches Ende der Coronaviruspandemie wird wohl nur mit einem Impfstoff erreicht werden können. Forschungsteams in aller Welt arbeiten daher mit Hochdruck an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2.

Impfstoffe basieren oft auf inaktivierten Viren. Um diese entwickeln zu können, suchen Forschende momentan auch nach neuen oder verbesserten Methoden, die zwar das Virus abtöten, seine Struktur – insbesondere die für die Immunantwort entscheidende Virushülle – aber möglichst wenig beschädigen. 

Eine andere mögliche Art von Impfstoffen sind sogenannte RNA-Impfstoffe. Dabei wird die genetische Information (RNA) für den Bau eines ungefährlichen Erregerbestandteils mittels Injektion verabreicht.

Die Zellen der so geimpften Menschen produzierten mit Hilfe der RNA Erregerbestandteile, die nicht infektiös sind und auch keine Erkrankung auslösen. Das Immunsystem erkennt jedoch den fremden Erregerbestandteil und baut eine schützende Immunantwort gegen den Erreger auf. Kommen die geimpften Personen  dann mit dem eigentlichen Erreger in Kontakt, kann die Infektion verhindert oder ihr Verlauf zumindest abmildert werden. Das Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, hat die erste klinische Prüfung eines RNA-Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus in Deutschland bereits im April genehmigt. 

Weltweit arbeiten Forschende momentan an über 100 Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 und auch einige klinische Studien laufen bereits.

Die gesamte Entwicklung wirksamer Impfstoffe ist jedoch überaus komplex und anspruchsvoll. Bis ein wirkungsvoller Impfstoff gefunden, zugelassen und auch in ausreichender Menge produziert ist, wird es nach aktueller Expertenmeinung wahrscheinlich noch mindestens bis 2021 dauern.

Qualitätsgesicherte Informationen

Sie möchten sich eingehender über das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2und die dadurch ausgelöste Lungenkrankheit CoVid-19 informieren? Im Folgenden finden Sie Linkhinweise zu weiteren aktuellen und qualitätsgesicherten Informationen im Internet:

Weiterführende Informationen finden Sie auch auf der Schwerpunktseite des Lungeninformationsdienstes: www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/schwerpunktthemen/coronavirus-2019

Quellen:

Deutsches Zentrum für Lungenforschung: Übersicht zu Forschungsprojekten DZL-assoziierter Arbeitsgruppen zu COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2), Stand 05.05.2020
Helmholtz Zentrum München: fightCOVID@HMGU, Stand 13.05.2020
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.: Coronavirus SARS-CoV-2 – Forschung
Medizinische Hochschule Hannover: FAQ: So arbeitet die MHH in der Corona-Krise
Paul-Ehrlich-Institut: Co­ro­na­vi­rus SARS-CoV-2
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Ewen Callaway: The race for coronavirus vaccines: a graphical guide. Nature 580, 576-577 (2020)
European Medicines Agency: EMA recommends expanding remdesivir compassionate use to patients not on mechanical ventilation. 11.05.2020
National Institute of Allergy and Infectious Diseases: NIH Clinical Trial Shows Remdesivir Accelerates Recovery from Advanced COVID-19. 29. April 2020
Weltgesundheitsorganisation (WHO): DRAFT landscape of COVID-19 candidate vaccines – 15 May 2020
Helmholtz Zentrum München: Etablierte Früherkennungsstudie zu Typ-1-Diabetes testet nun Tausende Kinder auch auf Antikörper gegen SARS-CoV-2. Pressemitteilung vom 06.05.2020

…mehr Wissen

LID_Logo_CMYK_FINAL_110112_300dpi-1024x324 Forschungsansätze zum Coronavirus

www.lungeninformationsdienst.de

Das Internetportal des Lungeninformationsdienstes bietet aktuelle, wissenschaftlich geprüfte Informationen aus allen Bereichen der Lungenforschung und -medizin in verständlich aufbereiteter Form, vor allem für Patienten, Angehörige und die interessierte Öffentlichkeit. Der Lungeninformationsdienst wird vom Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) betrieben und arbeitet unabhängig von jeglichen Interessen Dritter.

Aktuelle Meldungen aus der Lungenforschung direkt nach Hause? Abonnieren Sie den Newsletter des Lungeninformationsdienstes und folgen Sie uns auf Facebook und Twitter!


LID_Logo_CMYK_FINAL_110112_300dpi-1024x324 Forschungsansätze zum Coronavirus

Der Beitrag wurde in der ständigen Rubrik des Lungeninformationsdienstes „Lungenforschung aktuell“ in der Sommerausgabe 2020 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.


Redaktion/Text:
Lungeninformationsdienst

Bildnachweis:
agny_illustration – AdobeStock
Lungeninformationsdienst


Schreibe einen Kommentar