Blutplasma – kostbarer Lebenssaft

Lebensretter für viele Patienten

Für viele Patienten bedeuten die aus Plasma gewonnenen Arzneimittel ein neues Lebensgefühl und Unabhängigkeit im Alltag.

Ein kostbarer Lebenssaft

Unser Blutplasma enthält Immunglobuline. Immunglobuline sind Proteine (Eiweiße), die eine zentrale Rolle in unserem Immunsystem einnehmen. Manche Menschen können Immunglobuline nicht selbst herstellen. Diese Menschen sind auf Arzneimittel aus Blutplasma angewiesen. Das Blutplasma muss von gesunden freiwilligen Spendern im Rahmen einer Plasma- oder Blutspende gespendet werden. Da Immunglobuline nicht künstlich hergestellt werden können, werden sie aus Blutplasma menschlicher Spender gewonnen.

Für die Versorgung eines immundefizienten Patienten kommen im Laufe seines Lebens bis zu 100.000 Blutplasmaspenden zusammen. Bedenkt man, dass in Deutschland maximal 60 Blutplasmaspenden pro Jahr und Spender erlaubt sind und die Spender zwischen 18 und 65 Jahren alt sein dürfen, müssten für einen einzigen Patienten 36 Personen 47 Jahre lang spenden.

Die Realität sieht leider anders aus. Lediglich fünf Prozent der spendefähigen Bevölkerung* in Deutschland spendet überhaupt Blut oder Blutplasma. Im bundesweiten Durchschnitt werden pro Spender nur zwei Blut- und 13 Plasmaspenden pro Jahr geleistet. Aufgrund persönlicher Umstände oder gesundheitlicher Einschränkungen sind viele Menschen nur einige wenige Jahre als Spender aktiv. Seit Jahren verzeichnen die Plasma- und Blutspendedienste einen Rückgang an Spendern und Spenden. Vor allem der demographische Wandel spielt hier eine Rolle. Aber auch zunehmende Ausschlusskriterien für potenzielle Spender, um die Sicherheit der Spender und der Medikamente für die Patienten immer weiter zu erhöhen, haben Einfluss auf den rückläufigen Trend.

* Es gibt unterschiedliche Angaben über die theorethische Spendefähigkeit in der Bevölkerung. Eine Studie des Bundesverbandes der Ersatzkassen spricht von 60 Prozent.

Gleichzeitig nimmt der Bedarf an Blutplasma zu und wird in den kommenden Jahren weiter steigen. So wächst der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung. Mit einer Verbesserung der Diagnostik erhalten auch mehr Patienten den Zugang zu entsprechenden Therapien. Die Zahl der Personen, die auf Therapien aus Blutplasma angewiesen sind, wird größer. Die zunehmende Diskrepanz, von sinkenden Spenderzahlen auf der einen Seite und steigendem Bedarf auf der anderen, ist eine stetige Herausforderung.

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Der Spendenvorgang einer Plasmaspende dauert ca. 45 Minuten.

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) ist eine der häufigsten Erbkrankheiten der Lunge und eine von vielen Erkrankungen, bei denen Plasmaderivate zum Einsatz kommen.

In vielen Fällen bleibt die Erkrankung AATM unerkannt oder wird erst spät diagnostiziert. Zumeist wird bei Betroffenen im Erwachsenenalter fälschlicherweise von einer COPD (chronisch obstruktiven Lungenerkrankung) mit Lungenemphysem (Lungenüberblähung) ausgegangen. Der AATM steht als seltene Erkrankung zu wenig im Fokus der Wahrnehmung, obwohl ein einmaliger, einfach durchzuführender Test mittels weniger Tropfen Blut beim Arzt rasch Aufschluss geben kann.

AAT ist ein körpereigenes Protein, das vorwiegend in den Zellen der Leber gebildet wird, von dort in den Blutkreislauf und somit praktisch in allen Körpergeweben vorhanden ist. Innerhalb der Stoffwechselprozesse kann AAT als ein wichtiger „Gegenspieler“ von körpereigenen Enzymen betrachtet werden. Enzyme werden bei entzündlichen Prozessen und chronischen Reizzuständen vermehrt gebildet, um Fremdsubstanzen, z. B. Bakterien oder Schadstoffpartikel, zu zerstören . Da Enzyme jedoch nicht zwischen Fremdsubstanzen und körpereigenem Gewebe unterscheiden können, besteht die Aufgabe von AAT darin, als eine Art „molekulares Schutzschild“ zu fungieren.

Die eindeutig häufigste Auswirkung eines Alpha-1-Antitrypsin-Mangels ist eine Erkrankung der Lunge. Besteht ein Mangel, kommt das „System“ der Entzündung aus dem Gleichgewicht. Die Folge ist, gesundes Lungengewebe wird zerstört und es entwickelt sich ein Lungenemphysem.

Das fehlende Schutzeiweiß Alpha-1-Antitrypsin kann je nach Ausprägung der Erkrankung mittels Substitutionstherapie ersetzt werden. Dadurch wird die Konzentration des AAT im Blut angehoben, was zu einer Verlangsamung der Zerstörung des Lungewebes führt.

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„Etwa im Jahr 2017 wurde bei mir die Diagnose Alpha-1-Antitrypsin-Mangel nach einer Testung gestellt, mit einer Lungenfunktion von nur mehr 50 %. Alleine für meine einmal wöchentliche Infusionstherapie sind 17 Plasmaspenden notwendig.“

Blutplasma

Plasma kann in Form einer Blutspende, wobei das Plasma durch Zentrifugation des Blutes gewonnen wird, gespendet werden. Besser ist allerdings die direkte Plasmaspende. Denn Blut darf man nur 4-6 Mal pro Jahr spenden, Plasma aber 60 Mal im Jahr. Plasma kann mittels Plasmaapherese direkt gespendet werden.

Bei der Plasmapherese wird Blut aus einer Vene in der Armbeuge entnommen. Das Blut fließt über einen Schlauch in eine Apheresemaschine. Hier wird eine bestimmte Menge des Blutes zentrifugiert. So wird das Blutplasma von den festen Blutbestandteilen (z. B. rote, weiße Blutkörperchen) getrennt und in einem Beutel gesammelt, die restlichen Blutbestandteile werden dem Körper zurückgegeben. Dieser Zyklus wiederholt sich zwei- bis dreimal während einer Spende. So können sie je nach Gewicht und Größe bis zu 780 ml spenden.

Weitere Informationen

zur Plasmaspende und wie man Plasmaspender werden kann finden Sie z. B. auf www.haema.de und den dort zum Download hinterlegten Faltblättern.

…zur Blutspende und Spenderinformationen z. B. beim Deutschen Roten Kreuz auf https://www.drk-blutspende.de/informationen-zur-blutspende/spenderinformationen.php

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…zum Alpha-1-Antitrypsin-Mangel und auch zum Alpha-1-Testverfahren finden Sie in der Broschüre „Atemlos durch Alpha-1?“. Die Broschüre kann kostenfrei als Printversion auf www.Patienten-Bibliothek.de angefordert oder online als Download gelesen werden.

Umfangreiche Informationen zum AATM und zur Selbsthilfe bei AATM finden Sie auf den Seiten von Alpha1 Deutschland e.V.
www.alpha1-deutschland.org.


Bildnachweise:
Haema

Quellen:
Haema; Alpha1 Deutschland e.V.

Text/Redaktion:
Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek

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Der Beitrag wurde in der Sommerausgabe 2020 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.

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