Schlaf ist die beste Medizin

Wichtigstes Regenerations- und Reparaturprogramm

Schlaf ist ein hochaktiver Prozess. Während des Schlafes verbraucht der Mensch nur unwesentlich weniger Energie als im Wachzustand. Die moderne Schlafforschung macht deutlich: Schlaf ist das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm des Menschen.

Trotzdem stehen mehr als 80 Prozent der Deutschen morgens mit dem Wecker auf und beenden das wichtigste Regenerationsprogramm des Menschen vorzeitig, bevor es alle seine Aufgaben erfüllt hat. Der Mensch ist das einzige Lebewesen auf unserem Planeten, welches seinen Schlaf künstlich verkürzt und nicht ausschläft.

Dabei hat der Schlaf für den menschlichen Organismus unersetzliche Funktionen.

Nachfolgend einige Beispiele:

  • Während des Tiefschlafes wird von der Hirnanhangdrüse das Wachstumshormon ausgeschüttet. Es hat wachstumsfördernde, anabole und metabolische Effekte. Es wirkt vor allem über eine Aktivierung von Wachstumsfaktoren an Muskeln, Leber, Knochen und auch auf die Zellen des Fettgewebes. Es ist für Energieeinlagerungsprozesse auf Zellebene verantwortlich und damit ein wesentlicher Bestandteil der körperlichen Regeneration.
  • Ausreichend Schlaf reguliert das Körpergewicht. Leptin, ein appetitzügelndes Proteohormon wird während des Schlafes hauptsächlich von Fettzellen exprimiert. Leptin hemmt das Auftreten von Hungergefühlen und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Fettstoffwechsels. Zusammen mit einer veränderten Insulinempfindlichkeit der Fettzelle beschreiben Studien einen Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und der Neigung von Übergewicht. Dabei neigen Menschen mit einer kürzeren Schlafdauer beispielsweise zu einer vermehrten Kalorienzufuhr und zu vermehrtem Übergewicht. 
  • Schlaf stärkt das Immunsystem. Studien haben mehrfach belegt, dass bei gesundem und ausreichendem Schlaf natürliche Abwehrzellen in größerer Zahl gebildet werden. Bakterien und Viren können besser bekämpft werden. So führt beispielsweise schon eine Nacht ohne Schlaf zu einer Reduktion der T-Zell-Funktion, welche infizierte Zellen suchen und abtöten. In einigen Studien erhielten Menschen Erkältungsviren und es zeige sich, dass ein Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und dem Ausbruch einer Erkältung bestand. Kürzerer Schlaf war mit einer erhöhten Erkältungswahrscheinlichkeit assoziiert.

Dr. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß

Interdisziplinäres Schlafzentrum, Pfalzklinikum Klingenmünster


Weitere Patienteninformationen und einen Ratgeber zu Schlafstörungen finden Sie auf www.dgsm.de

Foto: AdobeStock New Africa

COPD-2020-1_Deckblatt-1-724x1024 Schlaf ist die beste Medizin

Dieser und weitere Beiträge zum Rubrikthema „Schlaflos?“ wurden in der Frühjahrsausgabe 2020 der Fachzeitschrift „Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge“ veröffentlicht.

Die Gesamtausgabe kann online auf www.Patienten-Bibliothek.de gelesen oder die Printausgabe bestellt werden.

Schreibe einen Kommentar