Sauerstoff für die Lunge

…und NIV für die Atempumpe

S-6 Sauerstoff für die Lunge

Es gibt kaum eine Therapie, die mehr dazu beigetragen hat, dass es den COPD-Patienten besser geht. Dies betrifft sowohl die Langzeit-Sauerstofftherapie wie auch die nicht invasive Beatmung (NIV). Aktuell wird in einer Studie dokumentiert, dass die nicht invasive Beatmung erheblich zu einer Lebensverlängerung beiträgt.

Bei einer fortgeschrittenen COPD ist die Atemfunktion zunehmend eingeschränkt. Die Ursachen hierfür sind im Wesentlichen in zwei Bereiche zu unterteilen:

  • Belastungen, die insbesondere die Lunge betreffen.
  • Belastungen, die die Atemmuskulatur betreffen.

Die Langzeit-Sauerstofftherapie wird zur Entlastung der Lunge eingesetzt, die nicht invasive Beatmung zur Entlastung der Atemmuskulatur.

Das Ziel einer Therapie mit Sauerstoff besteht langfristig darin, die bestehende Luftnot zu lindern und die körperliche Belastung zu verbessern.

Die Leitlinie zur Langzeit-Sauerstofftherapie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin eV. empfiehlt:

Indikation (Notwendigkeit)

– PaO2 kleiner oder gleich 55 mmHg
– PaO2 in Ruhe 50 – 60 mmHg bei Cor pulmonale (Lungenherz)/
– Polyglobulie (Erhöhung der roten Blutkörperchen)
– PaO2 unter Belastung kleiner oder gleich 55 mmHg oder Hypoxämie im Schlaf

Verschreibungskriterien

stabile Krankheit, optimale Therapie

Kontraindikationen

keine

Anwendung

Empfohlen wird eine möglichst lange Anwendung. Es sind 24 Stunden pro Tag anzustreben, die Mindestdauer sollte mehr oder gleich 16 Stunden pro Tag betragen. Der Hauptanteil der Sauerstoffverabreichung kann dabei während der Nacht erfolgen.
Erfolgt die Langzeit-Sauerstofftherapie ausschließlich bei körperlicher Belastung soll die Dosierung symptomabhängig durchgeführt werden.

PaO2 oder PO2 = Die Sauerstoffsättigung im Blut gibt den Anteil des Hämoglobins (eisenhaltiger roter Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen) in Prozent an, der mit Sauerstoff gesättigt ist.

Die aktuelle Leitlinie finden Sie hier https://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/020-002.html

Akzeptanz der Therapie
Wird die medizinische Notwendigkeit für eine Therapie gestellt, so bedeutet dies für Patienten oftmals eine große Herausforderung. Die Akzeptanz der Therapie und insbesondere deren Umgang in der Öffentlichkeit, fallen vielen Patienten am Anfang nicht leicht. Der Austausch mit anderen Betroffen kann hier helfen.

Besonders wichtig ist der Einsatz der Therapie möglichst 24 Stunden pro Tag, mindestens jedoch 16 Stunden, da nur die konsequente Anwendung ein verlängertes Langzeitüberleben erzielen kann. Dass eine kurzfristige Anwendung einen Überlebensvorteil bringt, belegen wissenschaftliche Studien.

Beatmungszentrum
Wird eine Nicht-invasive Beatmung notwendig, sollte deren Einleitung und Schulung unbedingt in einem Beatmungszentrum und während einer stabilen Phase der Erkrankung erfolgen.

S-6 Sauerstoff für die Lunge
Lunge und Zwerchfell – der größte Atemmuskel
Die Leitlinie zur nicht-invasiven und invasiven Beatmung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin empfiehlt:

– NIV ist die primäre Therapie-Option zur außerklinischen Beatmung von Patienten mit chronischer ventilatorischer Insuffizienz bei COPD.

– Wichtigste Kriterien für den Beginn einer langfristigen NIV sind die Hyperkapnie in Kombination mit den typischen Symptomen der ventilatorischen Insuffizienz (die „Atempumpe“ kann die notwendige Leistung nicht mehr aufbringen), Einschränkung der Lebensqualität bzw. rezidivierenden Exazerbationen (wiederkehrende akute Verschlechterungen).

– Ziel der Beatmung ist die Normalisierung des PaCO2; ausreichend hohe Beatmungsdrücke sind hierfür notwendig.

PaCO2 = PCO2 = Kohlendioxid-Partialdruck im Blut = Wert, den das Kohlendioxid im Gesamtdruck des Blutgases einnimmt.

Aktuelle Leitlinie zur nicht invasiven und invasiven Beatmung https://www.pneumologie.de/fileadmin/user_upload/2017_Windisch_et_al.pdf

Die Beatmung muss vom Patienten erlernt werden. Dies benötigt Geduld und Schulung sowie ein erfahrenes Therapeutenteam. Regelmäßige Kontrollen im Beatmungszentrum sind ebenfalls Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Oftmals werden eine Langzeit-Sauerstofftherapie und eine nicht invasive Therapie kombiniert eingesetzt.


Zusammenfassung des Vortrags „Langzeit-Sauerstofftherapie und Nicht invasive Beatmung – Indikationen und Ziele, korrekte Durchführung durch den Betroffenen“ von Professor Dr. Wolfram Windisch, Lungenklinik Köln-Merheim, während des 7. Symposium Lunge 2014 in Hattingen.



… mehr Wissen

  • www.digab.de
    Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung
S-6 Sauerstoff für die Lunge
  • www.copd-deutschland.de und www.lungenemphysem-copd.de
    Der Ratgeber „Sauerstoff-Langzeittherapie“ kann online gelesen und bei der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland oder beim Verein COPD – Deutschland e.V. bestellt werden. Beachten Sie dort die hinterlegten Versandinformationen.


Die Zusammenfassung wurde in der Zeitschrift Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.

Text der ZU: Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek


Herausgeber :
Offene Akademie und PatientenBibliothek gemeinnützige GmbH
Unterer Schrannenplatz 5
88131 Lindau
www.patienten-bibliothek.de
info@patienten-bibliothek.de

Bildnachweis aus Ratgeber:
fishheye, AK-DigiArt, Alexandr Mitiuc – alle Fotolia.com

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