Inhalatoren richtig reinigen

Neben der richtigen Anwendungstechnik ist die korrekte Reinigung der Inhalatoren gleichermaßen wichtig

Arzneimittel zum Inhalieren
Um mit inhalativen Arzneimitteln die bestmögliche Wirkung zu erzielen, ist die richtige Anwendungstechnik das A und O. Was dabei jedoch oft vernachlässigt wird, ist die korrekte Reinigung der Geräte. Welche Grundregeln hierfür gelten, und was bei den einzelnen Inhalatoren speziell zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Welchen Inhalatortyp setze ich ein?

Im Hinblick auf die korrekte Reinigung eines Inhalationsarzneimittels gilt es als erstes die Frage zu klären: Um was für einen Gerätetyp handelt es sich bei meinem Inhalator überhaupt?

Inhalationsarzneimittel tragen gewöhnlich zwei Namen: Beim vorangestellten handelt es sich in der Regel um den Wirkstoff-  bzw. den Fertigarzneimittelnamen, der nachgestellte Name steht dann meist für den Inhalatortyp. Beispiel „Foster® Nexthaler®“: Hier ist Foster® der Name des Fertigarzneimittels mit den Inhaltsstoffen Beclometason und Formoterol. „Nexthaler®“ ist der Name des Gerätes – im Fachjargong auch Device genannt. Das Präparat Foster® gibt es mit derselben Wirkstoffkombination außer in Form des Pulverinhalators Nexthaler® auch noch als Dosieraerosol.

Manche Devices kommen aber auch mit verschiedenen Wirkstoffen auf den Markt. So gibt es z.B. den Inhalator Turbohaler® sowohl als „Symbicort® Turbohaler®“ mit den Wirkstoffen Budesonid und Formoterol als auch z. B. als „Oxis® Turobohaler®“, der nur Formoterol enthält. Im Hinblick auf die ordnungsgemäße Reinigung ist allein der Inhalatortyp maßgebend.

Inhalatoren im Überblick

Zu inhalierende Arzneimittel lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen:

Da gibt es zum einen die Dosieraerosole. Sie enthalten eine Wirkstoff-Treibgasmischung in einer Wirkstoffpatrone, die in einer Kunststoffhalterung sitzt. Die entsprechenden Arzneimittel tragen in der Regel die Bezeichnung „Dosieraerosol“. Eine Sonderform stellen atemzuggetriggerte Dosieraerosole dar. Hier wird der Sprühstoß nicht durch manuellen Druck auf die Patrone, sondern durch den Atemzug ausgelöst, so z. B. beim Autohaler®, Easi-Breath® oder k-haler®. Eine weitere Dosieraerosol-Ausnahme ist der Respimat®. Er arbeitet statt mit Treibgas nach einem Düsenprinzip.

Die zweite große und recht mannigfaltige Gruppe an inhalativen Arzneiformen bilden die Pulverinhalatoren. Sie enthalten den Wirkstoff nicht als Lösung oder Suspension, sondern pulverförmig. Hier unterscheidet man Einzel- und Mehrdosensysteme. Einzeldosensysteme enthalten die zu inhalierende Wirkstoffmenge bereits exakt einzeln vordosiert – entweder eingeschweißt in Blisternäpfen (z. B. Diskus®, Ellipta®, Elpenhaler®, Forspiro®) oder in Form von Inhalierkapseln, die der Anwender ins Gerät einlegen muss (z. B. Aerolizer®, Breezhaler®, Cyclohaler®, HandiHaler®, Zonda®). Da der Wirkstoff bei Einzeldosensystemen einzeln verpackt vorliegt, sind diese Systeme bei der Reinigung weniger feuchtigkeitsempfindlich als Mehrdosensysteme.

2-Pulverinhalatoren Inhalatoren richtig reinigen
Pulverinhalatoren

Letztere enthalten ein Pulverreservoir, aus dem beim Betätigen des Geräts die zu inhalierende Pulvermenge durch einen mechanischen Vorgang abgeteilt wird (z. B. Easyhaler®, Genuair®, Nexthaler®, Novolizer®, Spiromax®, Turbohaler®). Voraussetzung für ihre einwandfreie Funktion ist die gute Rieselfähigkeit der enthaltenen Wirkstoff-Hilfsstoff-Pulvermischung, weshalb diese Geräte niemals mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen dürfen!

Faustregel

Aus dieser Gerätesystematik ergibt sich bezüglich Reinigung eine grobe Faustregel:

Dosieraerosole sind recht feuchtigkeitsresistent und können feucht bzw. ihr Gehäuse unter fließendem Wasser gereinigt werden. Ausnahmen sind dabei zu beachten.

Pulverinhalatoren mit Einzeldosensystem müssen nach feuchter Reinigung bis zur nächsten Anwendung gut trocknen. Bei der Reinigung von Mehrdosen-Pulverinhalatoren darf in der Regel nur mit einem trockenen Tuch oder Pinsel hantiert werden.

Was die Reinigungsfrequenz angeht, so wird in den Gebrauchsinformationen meist eine einmal wöchentliche, manchmal aber auch eine mehrmals wöchentliche Reinigung vorgegeben. Letztlich sollte für den Anwender aber der Verschmutzungsgrad ausschlaggebend sein. In besonderen Situationen wie z. B. während eines Atemweginfekts empfiehlt es sich aus hygienischen Gründen, das Mundstück nach jeder Anwendung zu säubern.

Dosieraerosole

Reinigung von Dosieraerosolen
Das Mundstück gewöhnlicher Dosieraerosole kann, nachdem die Verschlusskappe abgenommen wurde, an Außen- und Innenseite mit einem feuchten Tuch abgewischt werden. Alternativ zieht man die Patrone aus dem Gehäuse heraus und spült letzteres unter fließendem Wasser aus. Anschließend muss das Gehäuse gut abtrocken, bevor die Wirkstoffpatrone wieder eingesetzt wird. Die Wirkstoffpatrone selbst darf weder unter dem Wasserhahn abgespült noch ins Wasser getaucht werden!

2-Pulverinhalatoren Inhalatoren richtig reinigen
Beispiel für Dosieraerosol

Vor allem Dosieraerosole, die eine Suspension enthalten, z. B. mit den Wirkstoffen Salbutamol, Salmeterol etc,, neigen zur Bildung weißer Ablagerungen von Wirkstoffresten an der Ventilöffnung. Diese dürfen nicht mechanisch bearbeitet werden! Lassen sich die weißen Verkrustungen mit Wasser nicht vollständig entfernen, kann ein Wattestäbchen zu Hilfe genommen werden – niemals jedoch spitze oder harte Gegenstände.

Der atemzuggetriggerte Easi-Breathe® muss vor der Reinigung auseinandergeschraubt werden: Hierzu wird das obere Gehäuseteil aufgedreht, die Wirkstoffpatrone herausgenommen und dann das Kunststoffgehäuse mit Wasser gereinigt. Auch hier gilt: Vor dem Zusammenbauen gut austrocknen lassen!

Andere atemzuggetriggerte Dosieraerosole wie der Autohaler® oder k-haler® dürfen dagegen zur Reinigung nicht auseinandergebaut werden. Hier können Innen- und Außenseite des Mundstücks mit einem trockenen Tuch abgewischt werden.

Spezielle Vorgaben beachten
Bei manchen Dosieraerosol-Fertigpräparaten sind bei der Reinigung spezielle Vorgaben zu beachten.

Beispiel Foster® Dosieraerosol: Hier weist die Gebrauchsanweisung darauf hin, dass das Druckbehältnis nicht aus dem Gehäuse entfernt und kein Wasser zur Reinigung verwendet werden darf. Hintergrund ist, dass bei unzureichender Trocknung am Düsenaustritt Wirkstoffanteile ausflocken und die Öffnung verstopfen könnten. Das Reinigen mit einem trockenen Wattestäbchen ist auch hier eine mögliche Alternative.

Obwohl der Respimat® recht feuchtigkeitsunempfindlich ist, wird in der Gebrauchsanweisung für die Reinigung des Mundstücks einschließlich der darin liegenden Metalldüse ein feuchtes Tuch oder Papiertuch vorgeschlagen.

Was gilt für Spacer?

Auch Spacer, die vor allem in Kombination mit kortikoidhaltigen Dosieraerosolen sehr sinnvoll sind, wollen gereinigt werden. Die Detailvorgaben sind auch hier von Gerät zu Gerät unterschiedlich. So gilt z.B. für die Vortex®, dass zur regelmäßigen Reinigung die blaue Schutzkappe geöffnet und das Mundstück von der Inhalierkammer abgenommen wird – der blaue Anschlussring bleibt aufgesetzt.

Alle Teile werden in warmes Leitungswasser mit etwas Spülmittel gelegt und anschließend mit klarem Wasser nachgespült. Alternativ können die Spacer-Teile stehend im Geschirrkorb der Spülmaschine bei mindestens 50 Grad gereinigt werden.

2-Pulverinhalatoren Inhalatoren richtig reinigen
Spacer mit Dosieraerosol

Der Hersteller empfiehlt außerdem mindestens einmal wöchentlich, bei akuten Infekten sogar täglich, den Spacer zu desinfizieren. Hierzu werden die Teile entweder in einen Vaporisator oder 5 Minuten schwimmend in kochendes Wasser gelegt. Anschließend müssen die Einzelteile ausgebreitet bei Raumtemperatur austrocknen. Dank ihrer antistatischen Eigenschaft, die z. B. auch Aero Chamber® besitzt, kann der Spacer ebenso mit einem fusselfreien Geschirrtuch abgetrocknet werden.

Pulverinhalatoren

Feuchtigkeitsempfindliche Inhalierkapseln
Sämtliche Inhalatoren, die mit Inhalierkapseln bestückt werden, müssen vor der Anwendung komplett trocken sein. Nur dann lässt sich die Kapsel mit den im Device eingebauten Lanzetten exakt anstechen und der Pulverinhalt kann beim Inhalieren vollständig aus der Kapsel herausgewirbelt werden.

Trotz dieses übereinstimmenden Prinzips sind die Firmenangaben zur Reinigung der einzelnen Geräte sehr unterschiedlich: z. B. dürfen Aerolizer® Breezhaler® und Zonda® demnach niemals mit Wasser, sondern nur mit einem trockenen Tuch (Mundstück) oder Pinsel (Kapselkammer) gesäubert werden. Beim  Cyclohaler® soll das Mundstück zuvor vom Inhalatorgehäuse abgenommen und dann mit lauwarmem Wasser ausgespült werden und bis zum nächsten Gebrauch komplett austrocknen. Das Inhalatorgehäuse sowie insbesondere die gedrückten Perforationsnadeln sollen mit einem Pinsel, nicht mit Wasser gereinigt werden.

Ganz anders der HandiHaler®: Hier ist gemäß Firmenangaben einmal pro Monat eine gründliche Reinigung durchzuführen. Hierzu werden Schutzkappe, Mundstück und Geräteunterteil aufgeklappt und das komplette Gerät unter fließend lauwarmem Wasser ausgespült. Anschließend wird das aufgeklappte Gerät auf einem trockenen Tuch 24 Stunden ausgelegt, damit es bis zur nächsten Anwendung vollkommen ausgetrocknet ist. Zwischen den Anwendungen kann die Außenseite des Mundstücks mit einem feuchten Tuch abgewischt werden.

Auseinanderbaubare Ausnahme
Obwohl Einzeldosensysteme, die mit in Blister verpackten Pulverportionen arbeiten, relativ feuchtigkeitsunempfindlich sind, weisen die zuständigen Firmen bei z. B. Diskus®, Ellipta®, Elpenhaler®, Forspiro® darauf hin, dass zur Reinigung des Mundstücks nur ein trockenes Tuch verwendet werden darf. Abgesehen vom Elpenhaler® können die Devices auch nicht geöffnet werden. Pulverreste, die sich nach mehrmaligem Bedienen manchmal im Gehäuse ansammeln, können also nicht entfernt werden. Das beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit der Geräte aber in der Regel nicht.

Unter den Mehrdosenpulverinhalatoren nimmt der Novolizer® eine Sonderstellung ein, denn er ist wiederbefüllbar und sollte zumindest vor jedem Patronenwechsel gereinigt werden. Hierzu wird zunächst die Schutzkappe vom Mundstück entfernt und dieses dann durch kurzes Drehen gegen den Uhrzeigersinn gelockert, so dass es sich abnehmen lässt. Anschließend wird der sogenannte Dosierschlitten, der als schmale Schiene an der Gehäuseunterseite sitzt, nach vorne abgezogen. Im Gerät vorhandene Pulverreste können nun durch leichtes Ausklopfen und ein fusselfreies trockenes Tuch entfernt werden – niemals jedoch mit Wasser oder sonstigen Reinigungsmitteln.

Nur mit einem trockenen Tuch
Obwohl der Genuair® äußerlich und im Anwendungsablauf dem Novolizer® sehr ähnelt, kann dieser nicht wieder befüllt und zur Reinigung auch nicht auseinandergebaut werden. Für den Genuair® gilt analog zu den anderen Mehrdosensystemen mit eingebautem Pulverreservoir wie z. B. Easyhaler®, Nexthaler®, Turobhaler®, Spiromax®: Die Reinigung des Mundstücks ist nur mit einem trockenen Tuch erlaubt.

Die genannten Mehrdosenpulverinhalatoren dürfen wegen der Feuchtigkeitsempfindlichkeit des eingebauten Pulverreservoirs niemals mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten in Kontakt gebracht werden.

Deshalb ist es bei diesen Geräten auch so wichtig, beim Inhaliervorgang niemals versehentlich ins Gerät hinein zu atmen und sie nach der Anwendung sofort wieder zu verschließen.

Übrigens: Aus demselben Grund sollten Sie diese Devices nicht in feuchten Räumen wie Badezimmer oder Küche aufbewahren und Feuchtigkeitsschutzboxen, wie sie z. B. zum Easyhaler® kostenfrei in der Apotheke angeboten werden, in jedem Fall nutzen.


2-Pulverinhalatoren Inhalatoren richtig reinigen

Autorin: Christiane Weber
Apothekerin und Fachjournalistin
Reutlingen

Bildnachweise:
Christiane Weber, Reutlingen
Deutsche Atemwegsliga e.V. www.atemwegsliga.de
Cegla


2-Pulverinhalatoren Inhalatoren richtig reinigen

Dieser Beitrag wurde in der Herbstausgabe 2019 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.

Schreibe einen Kommentar