Wissen was wirkt

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Mit den wachsenden Zugangsmöglichkeiten zu Informationen aus der klinischen Forschung steigen auch die Risiken, diese komplexen Inhalte falsch zu interpretieren. Gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit, als Individuum ein vollständiges und ausgewogenes Bild eines Sachverhaltes gewinnen zu können.

Cochrane hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Zugang zu erreichbarer, verlässlicher Gesundheitsinformation zu schaffen, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen. Diese Aufgabe war niemals von größerer Bedeutung für die Verbesserung der Weltgesundheit als heute.

Wer ist Cochrane?

Cochrane ist eine internationale, gemeinnützige und unabhängige Organisation.

Cochrane ist benannt nach dem britischen Arzt und Epidemiologen*, Sir Archibald Leman Cochrane. Seine Überlegungen zur Überprüfung von Therapien in Studien und die Aufbereitung dieser Ergebnisse in systematischen Übersichten stellen einen gedanklichen Ausgangspunkt für die Gründung von Cochrane im Jahr 1993 dar. 

In den vergangenen zwanzig Jahren ist unter diesem Namen ein globales, unabhängiges Netzwerk von klinischen Forschern, Ärzten, Methodikern, Angehörigen der Gesundheitsfachberufe und Patienten entstanden, das sich für bessere Gesundheit durch bessere Informationsmöglichkeiten einsetzt.

Über 37.000 Menschen aus über 130 Ländern wirken daran mit, verlässliche und zugängliche Gesundheitsinformationen zu erstellen, die frei sind von kommerzieller Förderung oder anderen Interessenkonflikten. 

* Epidemiologie ist der Teilbereich der medizinischen Wissenschaft, der sich mit den Ursachen, der Verbreitung und den Folgen von „Ereignissen“ (in der Regel Krankheiten) befasst, die Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung haben.

Was macht Cochrane?

Ziel von Cochrane ist es, Ergebnisse aus klinischen Studien zu erfassen, zu bewerten und in „systematischen Übersichtsarbeiten“ (Cochrane Reviews) zusammenzufassen. Durch die Veröffentlichung in der Cochrane Library (Bücherei) – www.cochranelibrary.com – stehen die Cochrane Reviews weltweit zur Verfügung. Diese *Evidenzbasis soll Ärzten, Patienten und anderen Entscheidungsträgern bei medizinischen Entscheidungen helfen und so die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern.  

* Evidenzbasierte Medizin (EbM) stützt sich auf drei Säulen; die individuelle klinische Erfahrung, die Werte und Wünsche des Patienten und den aktuellen Stand der klinischen Forschung. Evidenzbasiert bedeutet: auf wissenschaftliche Beweise gestützt.

Was sind systematische Übersichtsarbeiten?

Systematische Übersichtsarbeiten sind wissenschaftliche Arbeiten, in denen möglichst alle zu einer bestimmten therapeutischen Fragestellung relevanten klinischen Studien berücksichtigt, kritisch bewertet und zusammengefasst werden. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Literaturrecherche, um das Risiko einer Fehleinschätzung der Wirksamkeit einer Behandlung durch nicht berücksichtigte, aber relevante Studien zu minimieren. Jede Übersichtsarbeit geht von einer präzise formulierten Fragestellung aus, wie zum Beispiel „Lässt sich durch die Gabe von Fluoriden Karies bei Kindern verhindern?“ oder „Helfen Antibiotika bei der Behandlung von Halsentzündungen?“.

Warum wird so viel Wert auf die Literatursuche gelegt?

Die systematische und umfassende Suche nach der bestmöglichen Evidenz ist ein besonders wichtiges Kriterium evidenzbasierter Verfahren, da eine einfache, nicht-systematische Suche meist keine repräsentative Auswahl an Studien zu einem Thema liefert. Orientiert man sich an einer selektiven Auswahl von Studien, ist die Gefahr groß, dass ein unausgewogenes und somit verzerrtes Bild der tatsächlichen Datenlage entsteht.

Was ist evidenzbasierte Medizin (EbM)?

Der Begriff Evidenz im Kontext der Evidenzbasierten Medizin leitet sich vom englischen Wort „evidence“ = Nachweis, Beweis ab und bezieht sich auf die Informationen aus klinischen Studien, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen.

„EbM ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der besten verfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung und bringt sie in Einklang mit der ärztlichen Erfahrung und Wünschen der Patienten, um damit angemessene Entscheidungen zu treffen.“ (D.Sackett et al. 1996-2008)

Cochrane in Deutschland

Bis Ende 2013 war Cochrane in Deutschland Teil des Departments für Medizinische Biometrie & Medizinische Informatik der Universitätsklinik, seit 2014 ist es eine zentrale Einrichtung des Universitätsklinikums.

Derzeit wird Cochrane Deutschland hauptsächlich vom Bundesministerium für Gesundheit sowie vom Universitätsklinikum Freiburg gefördert.

Aktuell unterstützt Cochrane Deutschland eine Petition des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. für einen besseren Zugang zu medizinischer Literatur. Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung darf nicht am Zugang zur Evidenz scheitern. Deshalb muss sich die Politik für eine bessere Verfügbarkeit von medizinisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen einsetzen – nicht nur für Wissenschaftler*innen, sondern auch für Patient*innen und alle, die in der Gesundheitsversorgung tätig sind.

Eine evidenzbasierte, am Patientenwohl orientierte Gesundheitsversorgung benötigt hochwertige, unabhängige Informationen auf Basis der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse. Allerdings scheitert es oft am Zugang zu dieser Evidenz, obwohl die Digitalisierung dafür die besten Voraussetzungen bietet. Denn nur die wenigsten medizinischen Berufsgruppen, Patient*innen und Bürger*innen können tatsächlich kostenfrei auf wissenschaftlich verlässliche Informationen zugreifen. Die Folge: Gerade Ärzt*innen in Praxen oder in kleineren Kliniken können wichtige neue Studien nicht im Original lesen.

Patient*innen können sich nur eingeschränkt über Behandlungsoptionen informieren. Die Zusammenarbeit von Fachleuten bei der Erstellung von Behandlungsleitlinien wird durch restriktive Nutzungsrechte für wissenschaftliche Literatur erschwert. Studienpublikationen, die in wenig verbreiteten Fachzeitschriften erschienen sind, lassen sich über legale Wege nur mit hohen Kosten beschaffen.

www.wissenwaswirkt.org – Cochrane bloggt auf Deutsch

Die moderne Medizin ist ständig in Bewegung: was gestern richtig war, kann heute bereits überholt sein, Ärzte und Patienten werden gleichermaßen von neuen Erkenntnissen überrollt. Cochrane versucht, diese Informationsflut zu bändigen und dafür zu sorgen, dass die entscheidenden Erkenntnisse auch tatsächlich in die Gesundheitsversorgung einfließen.

Wir alle treffen ständig Entscheidungen, die mit unserer Gesundheit zu tun haben. Mit diesem Blog wollen wir dabei helfen, verlässliche Informationen für solche Entscheidungen zu liefern. Mit interessanten Geschichten vermitteln wir Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin – und reden dabei auch über ihre Methoden. Außerdem stellen wir Menschen vor, die sich im internationalen Netzwerk von Cochrane engagieren, und geben Einblick in ihre Arbeit, was sie bewegt und welche Ziele sie haben.

Ein Blog ist immer auch ein wenig ein Experiment. Wir sind offen für Ihre Anregungen und wünschen uns Rückmeldungen, Anfragen und Diskussionen.

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Bildnachweis:
Cochrane Deutschland
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Text:
Cochrane Deutschland


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Der Beitrag wurde in der Frühjahrsausgabe 2020 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.



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