Lungenforschung aktuell

Suche nach neuen Erkenntnissen

Die aktuelle Coronavirus-Lage zeigt die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung, auf besondere gesundheitliche Herausforderungen reagieren zu können. In dieser Ausgabe von Lungenforschung aktuell stellen wir daher die Frage „Wie funktioniert Lungenforschung eigentlich?“. Was wird erforscht und welche Methoden werden genutzt?

Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
das Redaktionsteam des Lungeninformationsdienstes.


Hinweis: Lungenforschung aktuell ist eine regelmäßige Rubrik in der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge.

Lungenforschung

Lungenerkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Bis heute gibt es für die meisten Atemwegserkrankungen allerdings oft nur Therapien, die die Symptome verbessern, jedoch keine Heilung bieten. Daher ist es umso wichtiger, durch Forschung zu Ursachen und Krankheitsmechanismen neue Ansätze und Optionen für die Prävention, Diagnose und Therapie zu entwickeln. 

Die medizinische Forschung ist ständig im Fluss. Täglich werden neue Ergebnisse aus wissenschaftlichen Studien veröffentlicht. Doch was untersuchen die Forscherinnen und Forscher eigentlich genau? Wie funktioniert Forschung in der Medizin? Was ist Grundlagenforschung und wie werden neue Medikamente entwickelt? 

Im Allgemeinen unterscheidet man drei Bereiche: Grundlagenforschung, präklinische Forschung und  klinische Forschung.

Die Grundlagenforschung überprüft medizinische Prinzipien und Zusammenhänge. Es geht in erster Linie darum, Wissen zu erweitern und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Die präklinische Forschung – auch vorklinische Forschung genannt – kann ebenfalls im Labor erfolgen. Ein Beispiel sind Studien mit Zellen oder Geweben, die von Menschen oder von Tieren stammen, man spricht dabei auch von sogenannten In-vitro-Studien. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse solcher In-vitro-Studien, die außerhalb eines lebenden Organismus stattfinden, hat jedoch ihre Grenzen. Daher schließen sich meist sogenannte In-vivo-Studien an: Hier werden die Untersuchungen am lebenden Organismus durchgeführt, das heißt, direkt am Tier oder am Menschen. Studien an Tiermodellen zählen zur präklinischen Forschung. Studien an Menschen gehören zur klinischen Forschung. Die klinische Forschung untersucht, ob eine Änderung des Lebensstils, Medikamente, medizinische Behandlungsverfahren oder Geräte die Gesundheit der Menschen verbessern können. Auch die Vorbeugung und die Diagnose von Krankheiten kann so erforscht werden.

Präklinische und klinische Forschung kommen beispielsweise zum Einsatz, wenn die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuen Arzneimittels untersucht werden sollen.

Verschiedene Studienarten in der Forschung

Studien werden nach einem vorab festgelegten Plan oder Protokoll durchgeführt. Bei der klinischen Forschung unterscheidet man interventionelle („eingreifende“) und nicht-interventionelle („nicht-eingreifende“) Studien. Nicht-interventionelle Studien werden auch als Beobachtungsstudien bezeichnet.

Studien mit Zellen von Menschen oder Tieren oder an Tiermodellen: Diese Studien sind Teil der Grundlagenforschung und wichtig, um medizinische Zusammenhänge zu verstehen. Sie können erste Hinweise auf eine neue Behandlung liefern. Erkenntnisse aus Zellen oder Tieren lassen sich jedoch nicht immer auf den Menschen übertragen.

Beobachtungsstudien: Bei diesen Studien werden die Teilnehmenden nach einem genauen Studienplan beobachtet, es wird jedoch nicht in den Krankheits- oder Behandlungsverlauf eingegriffen. Beobachtungsstudien decken Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und der Entstehung einer Krankheit auf, allerdings können sie keine direkte Ursache nachweisen. Beispiele sind sogenannte Kohortenstudien, Fall-Kontroll-Studien und Querschnittsstudien.

Randomisierte kontrollierte Interventionsstudien: Dies sind geplante Experimente, um den Effekt einer Behandlung zu untersuchen. Teilnehmende werden in verschiedene, zusammengesetzte Gruppen eingeteilt, beispielsweise eine Gruppe, die die Behandlung erhält und eine Kontrollgruppe, die sie nicht erhält. Wenn die Zahl der Teilnehmenden groß ist, sind die Ergebnisse später häufig besser vergleichbar und aussagekräftiger. Diese Art von Studien liefert sehr gute ursächliche Nachweise, jedoch können einzelne Studien nicht immer verallgemeinert werden.

Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen: Sie fassen die Daten mehrerer Studien zu einem Thema zusammen. So kann man beispielsweise besser erkennen, wie nützlich eine Behandlung ist. Übersichtsarbeiten und Metaanalysen liefern die besten wissenschaftlichen Nachweise für eventuelle Zusammenhänge, man spricht in diesem Zusammenhang auch von „hoher Evidenz“. Die Evidenz beschreibt die wissenschaftliche Aussagekraft einer klinischen Studie.

Klinische Studien sind wichtig, um die Wirksamkeit und Sicherheit medizinischer Behandlungen beim Menschen zu belegen. Allerdings können auch die besten Studien keine endgültigen Wahrheiten liefern und alle Fragen beantworten – es geht immer um Wahrscheinlichkeiten.

Zudem werden in klinischen Studien nur Personengruppen untersucht, deren Eigenschaften im Voraus genau festgelegt sind. Die Ergebnisse sind daher nie auf alle Menschen übertragbar.

Große Expertise für die Lungenforschung

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Im Jahr 2011 wurde das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) gegründet und damit die deutsche Expertise im Bereich der pneumologischen Forschung und Klinik gebündelt.

Wissenschaftsteams aus der Grundlagenforschung, die in erster Linie neue Erkenntnisse gewinnen möchten, und klinische Forschende, denen es um die sichere, erfolgreiche Anwendung neuer medizinischer Erkenntnisse geht, arbeiten im DZL intensiv zusammen. Ziel ist es, Antworten auf offene Fragen in der Erforschung von Lungenkrankheiten zu finden und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie zu leisten. Im Fokus steht dabei die translationale Forschung, also das Ziel, Forschungsergebnisse aus dem Labor möglichst schnell in die Praxis zu überführen.

Insgesamt kooperieren im DZL derzeit 29 führende deutsche Forschungseinrichtungen an fünf Standorten in ganz Deutschland. Der enge Zusammenschluss ermöglicht es Forschenden, beispielsweise auf große Mengen von Biomaterialien und Daten zur medizinischen Auswertung zuzugreifen. Zudem fördert das Deutsche Zentrum für Lungenforschung innovative und breit angelegte klinische Studien mit hohen Teilnehmendenzahlen. Diese kommen nicht nur der Wissenschaft zugute, sondern ermöglichen es auch den Patientinnen und Patienten, an der Entwicklung neuartiger Substanzen und Therapieverfahren teilzuhaben. 

Der Lungeninformationsdienst betreibt als enger Kooperationspartner des DZL eine Studienplattform, auf der sich Interessierte über aktuelle klinische Studien, Teilnahmebedingungen und Kontaktadressen informieren können: www.lungeninformationsdienst.de/klinische-studien

Mehr zur Lungenforschung finden Sie beim Lungeninformationsdienst außerdem über www.lungeninformationsdienst.de/forschung.


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Das Internetportal des Lungeninformationsdienstes bietet aktuelle, wissenschaftlich geprüfte Informationen aus allen Bereichen der Lungenforschung und -medizin in verständlich aufbereiteter Form, vor allem für Patienten, Angehörige und die interessierte Öffentlichkeit. Der Lungeninformationsdienst wird vom Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) betrieben und arbeitet unabhängig von jeglichen Interessen Dritter.

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Dieser Beitrag aus der ständigen Rubrik „Lungenforschung aktuell“ wurde in der Sommerausgabe 2020 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.

Bildnachweis:
Lungeninformationsdienst
DZL
agny_illustration – AdobeStock

Text:
Redaktionsteam des Lungeninformationsdienstes


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