Luftqualität – Gesünder Wohnen

Dicke Luft?

Hätten Sie´s gewusst?
Im Schnitt halten wir uns zwischen 80 und 90 Prozent des Tages in geschlossenen Räumen auf – die meiste Zeit davon zu Hause. Verunreinigungen der Luft in Innenräumen sind deshalb von unmittelbarer Bedeutung für das Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Doch das ist leider keine Selbstverständlichkeit, denn viele Schadstoffe, die beispielsweise beim Heizen und Kochen mit offenen Feuerstellen (Öfen, Kamine, Gasherde) entstehen oder aus Baustoffen, Teppichen oder Möbeln, aus Haushaltschemikalien und beim Tabakrauchen sowie auch beim Renovieren freigesetzt werden, können die Luft in Wohnräumen belasten.

Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Luft in unserer Wohngegend, die beim Lüften

in die Wohnung gelangt. Sie kann besonders in Ballungsräumen und an verkehrsreichen Straßen belastet sein.

Halten sich mehrere Personen in einem Raum auf, ist die Luft recht bald „verbraucht“. Kein Wunder. Denn jeder Mensch verbraucht Sauerstoff und gibt Kohlendioxid, Wasserdampf, überschüssige Wärme und individuelle Körpergerüche an seine Umgebung ab. In Ruhe oder bei leichter körperlicher Bewegung beträgt die Wärmeabgabe etwa 100 Watt.

Das bedeutet: Die Wärmeabgabe von drei Personen könnte locker die eines Badheizkörpers

mit den Abmessungen 70 x 50 Zentimeter ersetzen. Zusätzlich „verdampft“ der Mensch – ebenfalls in Abhängigkeit vom Ausmaß seiner körperlichen Betätigung – durch Ausatmen und Schwitzen noch 40 bis 300 Gramm Wasser je Stunde. Schnell kann dadurch die Luftfeuchtigkeit ansteigen.

Zu hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit Wärme schafft Unbehagen und wird als drückend empfunden – man denke nur an den Aufenthalt in einem Tropen- oder Gewächshaus. Sie begünstigt aber auch das Schimmelpilzwachstum in der Wohnung.

Das ist noch nicht alles: Wir atmen auch Kohlendioxid aus, und zwar stündlich zwischen 10 und 80 Liter, je nach körperlicher Betätigung. Ermüdung und Konzentrationsstörungen sind die Folge steigender Kohlendioxidkonzentrationen.

Heizen und Kochen
In Deutschland wird in über 40 Prozent der Wohnungen Gas zum Heizen und Kochen verwendet. Unter idealen Bedingungen entstehen bei der Verbrennung nur Kohlendioxid und Wasserdampf. Doch leider ist die Verbrennung nicht vollständig. Es entstehen unter anderem – durch Reaktion mit dem Stickstoff der Luft – Stickstoffoxide.

Diese gesundheitsschädlichen Gase (siehe unten) dürfen sich in der Raumluft nicht anreichern. Bei Heizthermen werden die Abgase über den Schornstein abgeleitet. Beim Kochen gelangen sie aber in die Raumluft und müssen durch Lüften, zum Beispiel über eine Dunstabzugshaube, nach außen abgeleitet werden. Dunstabzugshauben nur mit Umluftbetrieb können diese Funktion jedoch nicht erfüllen! Stickstoffdioxid ist ein Reizgas und kann die Beschwerden bei Personen mit Atemwegserkrankungen verstärken.

Kohlenmonoxid entsteht besonders, wenn Öfen mit Kohle oder Holz beheizt werden – was neuerdings wieder eine größere Rolle spielt – und schlecht ziehen, sowie auch beim Tabakrauchen. Kohlenmonoxid ist giftig: Es blockiert den Transport des Sauerstoffs im Blut.

„Ausgasen“ (Austreten von Gasen)
VOC (Volatile Organic Compounds) flüchtige organische Verbindungen, für die sich die Abkürzung eingebürgert hat, gehören heutzutage zu den Luftverunreinigungen, die in jeder Wohnung zu finden sind. Es handelt sich dabei um eine Vielzahl synthetischer und natürlicher Stoffe, die bereits bei Zimmertemperatur aus verschiedenen Materialien und Produkten der Innenausstattung und des täglichen Bedarfs ausgasen, zum Beispiel

  • kettenförmige Kohlenwasserstoffe, wie Alkane oder Alkene, die als „Fettlöser“ eingesetzt werden und in manchen Haushaltschemikalien enthalten sind,
  • aromatische (ringförmige) Kohlenwasserstoffe, wie Toluol, die in einigen Klebstoffen und Lacken und auch in frischen Druckerzeugnissen als Lösemittel vorkommen,
  • Terpene, die natürliche Bestandteile mancher Holzarten sind und heute zusätzlich als Duftstoffe vielen Produkten zugesetzt werden. Ein bekanntes Beispiel ist Limonen, das den Zitronenduft mancher Haushaltsprodukte bewirkt.

SVOC (Semivolatile Organic Compounds) sind schwerflüchtige organische Verbindungen, die über einen längeren Zeitraum ausgasen und sich aufgrund ihrer physikochemischen Eigenschaften an Staub, aber auch an anderen Oberflächen anlagern.

Mit der Anwendung neuer Materialien und Produkte im Haushalt wandelt sich das Spektrum der Luftverunreinigungen ständig. Ob damit ein gesundheitliches Risiko oder ein Risiko für die Umwelt verbunden ist, lässt sich oftmals nicht so einfach feststellen.

Weitgehend unklar ist die gesundheitliche Bedeutung einzelner flüchtiger oder schwerflüchtiger organischer Verbindungen und der aus ihnen bestehenden vielfältigen Stoffgemische, wenn sie in geringen Konzentrationen vorliegen. Einige Verbindungen riechen selbst bei niedriger Konzentration, andere führen bei höherer Konzentration zu Reizungen der Augenbindehaut und der Schleimhaut der Atemwege. Aber auch Kopfschmerzen,

Schwindelgefühl oder Müdigkeit können auftreten. Das gilt gleichermaßen für synthetische und für natürliche Stoffe.

Tabakrauch
Tabakrauch gehört zu den gefährlichsten Luftverunreinigungen. Er enthält viele krebserzeugende Substanzen. Auch „Passivrauchen“, also das Einatmen tabakrauch-belasteter Luft, fördert das Auftreten von Lungenkrebs und weiteren chronischen Lungenerkrankungen. Tabakrauch ist in Deutschland nach wie vor ein wesentliches Innenraumproblem, das auch Kinder betrifft. Bei Kindern begünstigt das passive Mitrauchen das Auftreten von Bronchitis und Lungenentzündung, Mittelohrinfektionen und allergischen Erkrankungen. Raucht die werdende Mutter während der Schwangerschaft aktiv oder passiv, kann das beim Kind zu Entwicklungsstörungen führen.

Wie lüftet man richtig?

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  • Stoßlüftung mehrmals täglich 5 bis 10 Minuten, am besten durch Öffnen gegenüberliegender Fenster („Durchzug)
  • Immer lüften, wenn Wasserdampf entsteht (beim Kochen, nach dem Duschen usw.)
  • Arbeiten mit geruchsintensiven Stoffen, Lösemitteln etc. nur bei gleichzeitiger guter Lüftung durchführen
  • Auf kontinuierlichen Luftaustausch beim Heizen und Kochen mit Kohle oder Gas achten
  • Auch selten benutzte Räume regelmäßig lüften

Welche Temperaturbereiche werden für Wohnräume empfohlen?

Wohnzimmer                      20–23 °C
Schlafzimmer                      17–20 °C
Küche                                   18–20 °C
Bad                                       20–23 °C
WC                                        16–19 °C
Flur                                        15–18 °C

Tipps

  • Zu hohe Raumtemperaturen sind nicht nur unnötig und steigern das Risiko für Erkältungen, sondern kosten auch Geld und Energie.
  • Lüften sorgt dafür, dass nicht nur ein Temperaturausgleich erfolgt, sondern vor allem Schwebstaub, Schadstoffe und Feuchtigkeit aus der Wohnung entfernt werden. (Allerdings: Etwas mehr als 50 Prozent Luftfeuchte sind als Raumklima ideal, damit z. B. die Schleimhäute der Atemwege nicht austrocknen.)
  • Die Umstellung von einem Gas- auf einen Elektroherd kann dann sinnvoll sein, wenn in Ihrem Haushalt Personen mit Atemwegserkrankungen leben.
  • Offene Feuerstätten in der Wohnung liegen im Trend. In Kaminen und Kaminöfen dürfen Sie nur trockene und unbehandelte Hölzer und keine Verpackungsmaterialien verheizen. Sonst können giftige Stoffe, beispielsweise Dioxine entstehen. Für Lungenpatienten wird der eigene Ofen zur zusätzlichen Belastung, wenn Schadstoffe in die Wohnräume gelangen – z. B. bei veralteten Kaminöfen oder Schornsteinsystemen oder unsachgemäßem Betrieb.
  • Stehen Renovierungsarbeiten oder auch die Anschaffung neuer Möbel an, so bietet der Handel verschiedene Produkte an, die – weil sie schadstoff- oder emissionsarm sind – mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ gekennzeichnet und daher gut für den Innenraum geeignet sind.
  • Verwenden Sie zum Kleben Leime und Kleister auf Wasserbasis.
  • Lassen Sie die Kleidung aus der chemischen Reinigung erst im Freien, beispielsweise auf dem Balkon, auslüften, bevor Sie sie in den Schrank hängen.
  • Halten Sie in Wohn- und Schlafräumen die Staubkonzentration gering. Sie erreichen das durch regelmäßiges Reinigen. Am besten lassen sich glatte Fußböden durch feuchtes Wischen und textile Fußbodenbeläge oder Teppich mit dem Staubsauer – am besten ein Modell mit Feinfilter – reinigen.
  • Verwenden Sie chemische Reinigungsmittel nur dann, wenn keine Säuberung durch mechanische Mittel möglich ist.
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Achten Sie beim Einkauf auf Produkte, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind.

Schimmel
Schimmelpilze, von denen es unzählige Arten gibt, kommen überall in der Umwelt vor. Sie wachsen auf totem organischem Material und sind im Boden sehr verbreitet. Über Sporen, die in die Luft gelangen, erschließen sie sich neue Lebensräume. In der Außenluft sind daher immer Schimmelpilzsporen vorhanden. Diese gelangen auch in die Wohnung. Finden sie günstige Bedingungen vor, wachsen Schimmelpilze in der Wohnung und sind dann mit bloßem Auge als gefärbte Flecken sichtbar. Am besten „gefällt“ ihnen eine hohe  Feuchtigkeit in der Luft und in Materialien oder anderen Oberflächen. Das „Nahrungsangebot“ in einer Wohnung ist ohnehin groß: Reichlich gibt es Holz und Pappe; auch Teppichböden, Tapeten und Kleister werden nicht „verachtet“. Selbst auf Putz oder im Mauerwerk können sich Pilze ansiedeln. Oftmals entwickeln sich die Pilzkolonien im Verborgenen: unter der Tapete oder hinter Schränken. Ein modriger, muffiger Geruch oder erste Flecken an Wänden oder Mobiliar weisen auf das Problem hin. Schimmelpilze führen nicht nur zu Materialschäden.

Viel wichtiger ist ihre gesundheitliche Bedeutung. Ihre Sporen können, auch wenn sie abgetötet sind, bei den Bewohnern Asthma, Haut- und Schleimhautreizungen oder grippeartige Symptome auslösen. Nur durch vermehrungsfähige Pilzsporen sind Infektionen möglich. Sie kommen sehr selten und nur bei besonders empfänglichen, stark immungeschwächten Personen vor.

Feuchtigkeit nimmt eine Schlüsselstellung bei Schimmelpilzbefall – neben baulichen Mängeln, Wärmebrücken und unzureichender Wärmedämmung – ein. Sachgerechtes Heizen und Lüften ist daher das A und O zur Verringerung der relativen Feuchtigkeit und damit zur Vermeidung von Schimmel.

Wichtig! Hat der Schimmelpilzbefall ein größeres Ausmaß erreicht, ist eine Sanierung durch Fachpersonal erforderlich.

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Lesen Sie weiter:

Broschüre „Gesünder Wohnen – Aber wie? Praktische Tipps für den Alltag“

Herausgeber sind das Umweltbundesamt, Bundesinstitut für Risikobewertung und Bundesamt für Strahlenschutz im Rahmen des „Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit“ (APUG).

Die 64-seitige Broschüre kann kostenlos bezogen oder heruntergeladen werden:

www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/innenraumluft


Gut zu wissen

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von Professor Dr. Rembert Koczulla, Rehaklinik Berchtesgadener Land, Schön Kliniken
https://www.schoen-klinik.de/berchtesgadener-land/fachzentren-institute/pneumologie/team

Schimmelpilze der Gattung Aspergillus gehören zu den häufigsten, weit verbreiteten Pilzen innerhalb von Gebäuden. Zu finden typischerweise auch in Biotonnen, in Blumenerde oder in Mulch. Ebenso ist bekannt, dass beim Anbau von Blumen, insbesondere Tulpen Antimykotika (Fungizide) eingesetzt werden, was zur Entwicklung von Multiresistenzen führt. Durch die Resistenzen haften an Tulpen oftmals Aspergillen.

Bei einem geschwächten Immunsystem findet der Pilz ideale Wachstumsbedingungen, z. B. in der Lunge.

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Also besser die Nase nicht zu tief in Blumen stecken und nach der Arbeit mit Blumenerde oder dem Gang zur Biotonne Händewaschen nicht vergessen. Ggf. kann eine Maske (3M-Schutzmaske) zur Gartenarbeit sinnvoll sein.


Tipp

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von Ursula Krütt-Bockemühl, Deutsche. Sauerstoff- und BeatmungsLiga LOT e.V.
www.sauerstoffliga.de

Winzige Feinstaubpartikel entstehen nicht nur bei Verbrennungsprozessen, wie z. B. beim Heizen, Kochen oder Tabakrauchen, sondern auch bei brennenden und vor allem rußenden Kerzen. Diese Partikel steigen zunächst mit der heißen Luft nach oben und sind wesentlicher Bestandteil des sog. Schwebstaubs, bevor sie sich auf dem Fußboden oder anderen Oberflächen absetzen. Beim Einatmen dringen diese Partikel tief in die Bronchien ein und können zu einer Zunahme der Beschwerden bei Atemwegs und Lungenerkrankungen führen.

Bei Sauerstoffpatienten kommt hinzu, dass offenes Feuer grundsätzlich zu meiden ist, da konzentrierter Sauerstoff die Brandgefahr fördert.

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Auf die heimelige Atmosphäre in der kalten Jahreszeit braucht jedoch niemand zu verzichten. Täuschend echt wirkende LED-Kerzen sind im Handel inzwischen in unendlicher Vielfalt erhältlich – sogar mit flackerndem Licht.


Bildnachweis:
JPOX-Studio – AdobeStock
Professor Dr. Rembert Koczulla, Schön Kliniken
Ursula Krütt-Bockemühl
Natika – AdobeStock
www.blauer-engel.de
www.umweltbundesamt.de
arbalest, mreco – AdobeStock

Redaktion:
Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek

Teilweise Auszug der Broschüre „Gesunder Wohnen – Aber wie? Tipps für den Alltag“ des Umweltbundesamtes


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Der Beitrag wurde in der Winterausgabe 2019 der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.

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