Sole und mee(h)r…

Inhalieren von Salzlösungen

Gerade im Hinblick auf die trockene Luft in überhitzten Räumen und häufige Atemwegsinfekte im Winterhalbjahr ist es von großem Vorteil, regelmäßig zu inhalieren. Denn das Inhalieren von Salzlösung (Sole) führt zu einer besseren Befeuchtung und Durchblutung der Atemwege und erhöht dadurch die Abwehrkräfte der Schleimhäute gegenüber Erregern.

Trockene Luft in überhitzten Innenräumen stellt einen großen Stressfaktor für die Atemwege dar, zudem drohen im Winterhalbjahr häufig Atemwegsinfektionen. Wer seinen Atemwegen etwas Gutes tun will, sollte – neben konsequentem Verzicht auf das Rauchen und regelmäßiger sportlicher Betätigung – möglichst häufig Sole (Salzlösung) inhalieren. Dazu raten die Lungenärzten der Deutschen Lungenstiftung e.V. (DSL) – siehe auch www.lungenstiftung.de und www.lungenaerzte-im-netz.de.

Lösung von Schleim und Hemmung von Entzündungen

„Wissenschaftliche Studien belegen, dass das Inhalieren von Sole zu einer besseren Befeuchtung und Durchblutung der Bronchien und somit zu zwei positiven Effekte führt: Der Lösung von Schleim und der Hemmung von Entzündungen.

Festsitzender Schleim in den Atemwegen, aber auch eingedrungene Erreger, Schadstoffe oder Allergene können nach dem Inhalieren einer Salzlösung besser verflüssigt und abtransportiert werden. Durch das Sole-Inhalieren wird der natürliche Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege (mucoziliäre Clearance) merklich gefördert. Die Flimmerhärchen in der Schleimhaut der Atemwege schlagen schneller, sodass Fremdstoffe effektiver aus den Atemwegen herausbefördert werden, gleichzeitig wird das Abhusten erleichtert“, erläutert Professor Dr. Harald Morr, Ehrenvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung e.V.

Therapieergänzung und Vorbeugung

Regelmäßige Sole-Inhalationen können nachweislich auch die Therapie von chronischen Atemwegserkrankungen wie beispielsweise COPD (chronisch verengende Bronchitis, Lungenemphysem), Bronchiektasen  (sackförmige Ausweitungen) sinnvoll ergänzen und unterstützen. Beschwerden durch vermehrte Schleimbildung, angeschwollene Schleimhäute und entzündetes Bronchialgewebe können durch das regelmäßige Inhalieren in Ergänzung zur medikamentösen Therapie und Lungensport effektiver gelindert werden. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung kann die Sole-Inhalation außerdem zur Vorbeugung von Erkältungen, akuten Entzündungen der Bronchien (Bronchitis) und wiederkehrenden Stirn- oder Nebenhöhlenentzündungen dienen.

Das ist übrigens nicht nur im Winterhalbjahr von Interesse: Auch Patienten mit Heuschnupfen berichten, dass sie durch tägliches Sole-Inhalieren während der Pollenflugsaison im Frühjahr und Sommer weniger Beschwerden haben und das Atmen wieder leichter fällt.

Quelle: www.lungenaerzte-im-netz.de

Inhalieren mit Salz

Im Prinzip kann eine Inhalationslösung ganz einfach selbst hergestellt werden. Wichtig ist jedoch, dass die Lösung absolut keimfrei ist. Verunreinigungen gilt es unbedingt zu vermeiden, da es eine zusätzliche Belastung der Atemwege bedeuten würde. Die beste Wirkung wird mit möglichst unbehandeltem Salz, wie z. B. Meersalz oder Steinsalz, erreicht. Jodiertes Kochsalz ist nicht geeignet. Ein Liter Wasser muss zur Keimfreiheit zunächst mindestens 3 Minuten sprudelnd gekocht werden und anschließend abkühlen. Um die richtige Mischung zu erhalten, wird dem Wasser anschließend ein gehäufter Teelöffel (= 9 Gramm) Salz hinzugefügt.

Diese Salzwassermischung wird auch als isotone Kochsalzlösung oder NaCl 0,9 % Lösung bezeichnet. NaCl ist die Abkürzung von Natriumchlorid und die chemische Bezeichnung für Kochsalz.

Wesentlich einfacher und zudem keimfrei aufgearbeitet sind fertige Inhalationssalzlösungen, die in der Apotheke in der Regel in Einzelpipetten oder Ampullen erhältlich sind.

Verabreicht werden kann die Kochsalzlösung über sog. Feuchtvernebler unterschiedlichster Technologie und Handhabung. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt und/oder Apotheker beraten. Hilfreiche Information zu Inhalationsgeräten finden Sie z. B. auf www.atemwegsliga.de oder www.copd-deutschland.de

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Gradierwerk im Salinental Gad-kreuznach

Gradierwerke

Als Salz ein kostbares Gut war, entstanden zu dessen Produktion in vielen Teilen Deutschlands Gradierwerke. Heute werden die Gradierwerke für gesundheitliche Aspekte genutzt. Sie werden insbesondere in Kurorten mit großen Aufwand gepflegt und teilweise auch neu errichtet.

Ein traditionelles Gradierwerk besteht aus einem Holzgerüst, das im Inneren mit Bündeln vorzugsweise aus Schwarzdornreisig gefüllt ist. Darüber spannt sich ein Dach, damit die Sole nicht durch Regenwasser verdünnt werden kann. Die über den Schwarzdorn rieselnde Sole wird durch den Wind zerstäubt und bewirkt in der Umgebung des Gradierwerks eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine Anreicherung mit Soletröpfchen und Salzaerosol. Dadurch werden Verunreinigungen wie beispielsweise Pollen und andere Allergene in der Luft gebunden, was insbesondere für Asthmatiker sehr wohltuend ist. Auch die kleinen, an Wassertröpfchen gebundenen Salzpartikel in der Umgebungsluft haben eine ausgesprochen positive Wirkung. Sie befeuchten die Atemwege und wirken desinfizierend, abschwellend und schleimlösend.

Die positiven Wirkungen eines Gradierwerks können auch auf kleinstem Raum genutzt werden. Aus diesem Grund haben sich einige Thermen und Freizeitbäder Miniatur-Gradierwerke bauen lassen, die eine Soleinhalation ermöglichen.

Übrigens: Die Begriffe Saline und Gradierwerk werden häufig verwechselt, da Salinen und Gradierwerke häufig auf engstem Raum beisammen stehen. Ein Gradierwerk hat die Aufgabe, den Salzgehalt einer Sole zu erhöhen (gradieren). Bei der Sole handelt es sich um salzhaltiges Wasser, das entweder natürlichen Ursprungs ist oder durch einpumpen von Wasser in einen Salzstock künstlich erzeugt wird. Eine Saline hingegen dient direkt der Salzgewinnung.

Informationen zu Gradierwerken in Deutschland finden Sie auf www.kurorte-und-heilbaeder.de/gradierwerke.html.

Salzheilstollen

Der Salzheilstollen im Salzbergwerk in Berchtesgaden ist der einzige in Westeuropa. Der Salzheilstollen ist von einem riesigen Salzstock eingefasst. Im Obersalzberg wird seit ca. 500 Jahren Salz abgebaut. Noch heute werden ca. 500.000 Tonnen Sole jährlich gewonnen und nach Bad Reichenhall gepumpt, um dort zu Salz verarbeitet zu werden.

Der Heilstollen selbst ist mit einer Fläche von 850 qm sehr geräumig. Trotzdem werden in der Regel nur höchstens 50 Besucher in einer Einfahrt in den Heilstollen hineingeführt. Der Raum ist um ein Solebecken mit konzentriertem Natursalz und einem Springbrunnen terrassenförmig angelegt. Dieser sorgt dafür, dass die Luft zusätzlich mit Salzionen angereichert wird und quasi ein Meeresklima im Berg entsteht.

Mehr Informationen erhalten Sie auf www.salzheilstollen.com.

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Relaxen in einer Salzgrotte

Salzgrotten

Bei einer Salzgrotte handelt es sich um einen Raum, dessen Wände und Boden mit Salz bzw. Salzsteinen verkleidet sind. Es handelt sich somit um eine künstlich angelegte Grotte.

Im Prinzip kann jeder beliebige Raum in eine Salzgrotte umgebaut werden. Durch die mit Salz verkleideten Wände entsteht eine salzhaltige Luft. Meist ist der Raum auf etwa 22 Grad Celsius temperiert. Zusätzlich wird oftmals Salznebel in den Raum geleitet. Für Besucher stehen Liegestühle zum Entspannen bereit.

Festgelegte Standards für Salzgrotten gibt es nicht. Der medizinische Nutzen ist bisher unklar.

Deutschlandweit finden sich mehr als 300 Salzgrotten.

Einen Bericht von Stiftung Warentest über Salzgrotten aus 2014 können Sie nachlesen auf  www.test.de Suchfenster „Salzgrotten“ oder direkt
https://www.test.de/Salzgrotten-Entspannung-ja-medizinische-Wirkung-fraglich-4780608-0/

 Ein Verzeichnis von Salzgrotten und Salzräumen in Deutschland finden Sie auf www.salzgrotte.com.de

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Reizklima Meer

Unter dem Begriff Reizklima ist ein „Klimatyp“ definiert, der sowohl durch starke Temperatur- und Luftdruckschwankungen, also auch heftige Winde und intensive Sonneneinstrahlung einen besonders kräftigen Reiz auf den menschlichen Organismus ausübt und für bestimmte Erkrankungen ein bedeutsamer Heilfaktor sein kann. Nicht nur am Meer sondern auch im Hochgebirge ist gemäß Definition somit ein Reizklima möglich.

Am Meer befindet sich neben den Reizfaktoren Wind, UV-Strahlung, Luftfeuchtigkeit und Temperatur auch der Faktor Salz. Das Salzgemisch kann Beschwerden z. B. bei Asthma, chronischer Bronchitis und Nasennebenhöhlenentzündung lindern. Ein positiver Effekt ist dabei auch, dass die Luft am Meer arm an Pollen und Schadstoffen ist. 

Übrigens, der Salzgehalt variiert von Meer zu Meer, so weist die Nordsee beispielsweise deutlich mehr Salz auf als die Ostsee. Der höchste Salzgehalt befindet sich immer in der Brandungszone direkt am Meer. Die bei einem Spaziergang eingeatmeten Salzwassertröpfchen, können sich je nach Größe im Nasen-Rachenraum anreichern oder sogar bis in die Lungenbläschen vordringen.

Da die „reizenden“ Klimafaktoren den Organismus durchaus fordern, können sie manchmal auch belastend wirken. Während manche Atemwegs- und Lungenpatienten am Meer so gut wie beschwerdefrei sind und ganz besonders vom Reizklima Meer profitieren, bekommen schlechter Luft – insbesondere bei bestehenden akuten Infekten oder entzündeten Nebenhöhlen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über einen Aufenthalt am Meer. 

Lesen Sie auch den Beitrag „Heilstollentherapie – Klimatherapeutisches Naturheilverfahren als ergänzende Maßnahme“
http://patienten-bibliothek.org/heilstollentherapie/


Fotos: AdobeStock bigacis, lothar nahler, Darla Hallmark, Artem Bruk

Redaktion: Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek

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Der Beitrag wurde in der Winterausgabe 2019 der Fachzeitschrift „Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge“ veröffentlicht.

www.Patienten-Bibliothek.de

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