Rachenraum und Nasenschleimhaut

Pflege und Hygiene

Schleimhaut schützt
Nicht erst seit Corona-Zeiten ist die Schleimhaut der oberen Atemwege in höchstem Maße gefordert. Einerseits muss sie die Atemluft möglichst perfekt für die Lungen aufbereiten, andererseits schützt sie uns vor Erregern und Umwelteinflüssen aller Art. Diese, im Laufe der Evolution erworbene Fähigkeit ist allerdings durch die Einflüsse der modernen Zivilisation zunehmend gefordert und nicht selten auch überfordert.

Feinstaubbelastung, Heizungsluft und Klimaanlagen trocknen die Schleimhaut aus. Nasenatmungsbehinderungen, Verschleimung im Rachen und gehäufte Infekte sind die Folge. Auch der starke Anstieg allergischer Erkrankungen schwächt die Schleimhautfunktion durch eine permanente Überreaktion gegen an sich harmlose Umweltstoffe. 40 % der Kinder in Deutschland reagieren mittlerweile auf mindestens ein Allergen.

Schleimhaut muss geschützt werden
Damit die Schleimhaut der oberen Atemwege ihren vielfältigen Funktionen gerecht werden kann, ist eine Unterstützung der natürlichen Schleimhautfunktion sinnvoll. Das gilt insbesondere bei Risikofaktoren wie Allergien oder nach Operationen im Nasen- oder Rachenbereich.

Insbesondere Kinder und alte Menschen sind aus unterschiedlichen Gründen anfälliger für akute und chronische Schleimhautprobleme. Eine präventive Schleimhautpflege ist daher in vielen Fällen sinnvoll, um chronische Beschwerden und Folgeerkrankungen zu verhindern.

Trockene Schleimhaut macht krank
Vor allem eine Austrocknung setzt der Schleimhaut der oberen Atemwege zu. Denn durch Trockenheit verändert einerseits der Schleim seine Konsistenz und wird zäher und klebriger, zum anderen leidet die Aktivität des Flimmerepithels, dessen Aufgabe es ist, den Schleim unauffällig von Nase und Rachen in Richtung Speiseröhreneingang zu transportieren, wo er normalerweise geschluckt wird. Die Folge ist, dass der Schleim nicht mehr abtransportiert wird und liegen bleibt. Das aber führt zur Bildung von Schleimfäden in der Nase. Der Luftwiderstand erhöht sich und die Nasenatmung wird schlechter. Gleichzeitig sammelt sich zäher Schleim im Rachen und Kehlkopfeingang, der zu einem Engegefühl und Räusperzwang führen kann.

Zusätzlich wir die Schleimhaut rissig. Das kann man sich ungefähr so vorstellen, wie bei einem Beet, dass längere Zeit kein Wasser mehr bekommen hat. Auch hier wird die Erde rissig durch die Austrocknung. Da gerade in der Nase große arterielle Blutgefäße direkt unter der Schleimhaut liegen, werden diese nicht mehr ausreichend geschützt und es kann zu gehäuftem Nasenbluten kommen.

Die körpereigene Abwehr wird durch die Folgen der Austrocknung ebenfalls geschwächt, da die immunkompetenten Zellen nicht mehr in Kontakt mit den Erregern kommen und diese bei einer ausgetrockneten Schleimhaut ideale Bedingungen für eine Invasion vorfinden. Selbst die harmlosen Keime, die auf der gesunden Schleimhaut in friedlicher Koexistenz mit uns leben, können dann bedrohlich werden, wenn sie vom Immunsystem nicht mehr in Schach gehalten werden.

Da sich die Klimatisierungsfunktion der Schleimhaut durch eine zunehmende Austrocknung kontinuierlich verschlechtert, wird die Luft nicht mehr ausreichend erwärmt, gereinigt und befeuchtet und es kommt auf Dauer auch zu einer Austrocknung der unteren Atemwege.

Ursachen für die Austrocknung
Ursache für die Austrocknung der Schleimhaut sind vor allem klimatische Faktoren wie trockene Heizungsluft im Winter, Durchzug durch Klimaanlagen oder hohe Raumtemperaturen. Aber auch Erkrankungen wie Allergien, Neurodermitis oder eine Schuppenflechte führen zu einer schnelleren Austrocknung. Dazu kommen bei älteren Menschen häufig Medikamente, die die Schleimhaut trockener machen. Dazu zählen viele Blutdruck- und Herzmittel und vor allem natürlich Entwässerungsmittel. Denn bevor diese das Herz und die Lunge entlasten, trockenen sie erst einmal die Schleimhaut der oberen Atemwege aus.

Seltene Ursachen sind vorangegangene Operationen der Nase oder des Rachens oder Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom. Besteht eine chronische Trockenheit der Schleimhaut, sollte grundsätzlich eine Vorstellung beim HNO- und beim Hausarzt erfolgen.

1-AdobeStock_189874892-Henrie-scaled-e1604416137157-940x1024 Rachenraum und Nasenschleimhaut

Trockenheit wirksam bekämpfen
Wie aber schützt man sich vor der Austrocknung und wie macht man seine Schleimhaut widerstandsfähiger, um besser Luft zu bekommen und weniger Infekte.

Die einfachste Maßnahme zum Schutz der Schleimhaut ist die Verbesserung des Raumklimas. Eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit, wenig Schwebstoffe und eine moderate Raumtemperatur. Das lässt sich häufig schon durch regelmäßiges Lüften erreichen. Dabei sollte man allerdings darauf achten, nicht im Durchzug zu sitzen oder zu schlafen, da auch Wind die Schleimhaut stark austrocknet.

Auch die Flüssigkeitszufuhr insgesamt spielt eine wichtige Rolle. Gerade in Büros mit Klimaanlagen oder in heißen Sommern heißt es: Trinken, trinken, trinken. Gerade ältere Menschen haben kein ausreichendes Durstgefühl mehr und sollten sich schon morgens 2 bis 3 Liter Wasser bereitstellen, die sie über den Tag verteilt zu sich nehmen. Alkohol und Kaffee trocknen übrigens zusätzlich aus, weswegen es in heißen Ländern grundsätzlich ein Glas Wasser zum Espresso gibt und beim Oktoberfest der Durst mit jedem Maß Bier eher noch zunimmt.

Aber man kann die Schleimhaut auch direkt befeuchten und sie so in ihrer natürlichen Funktion unterstützen. Für die Nasenschleimhaut sind Salzwasser-Sprays entweder als physiologische Kochsalzlösung (0,9% Salzgehalt) oder als hypertone Kochsalzlösung (z.B. Meersalzsprays) ein probates Mittel. Mehrfach täglich in die Nase gesprüht, befeuchtet es die Schleimhaut, löst den Schleim und verbessert den Schleimabtransport. Dadurch wird die Nase freier. Bei Salzwasser-Sprays gilt die Devise: viel hilft viel. Man kann sie ruhig mehrfach täglich nutzen, da eine Abhängigkeit wie bei abschwellenden Nasensprays nicht zu befürchten ist.

Bei starker Borkenbildung, beispielsweise nach einer Operation, helfen tägliche Nasenspülungen. Mit der richtigen Technik wird das Salzwasser mit einer Nasendusche durch das eine Nasenloch in die Nase eingebracht und läuft anschließend durch das andere wieder heraus. Es löst dabei festsitzenden Verschleimungen und Verkrustungen und reinigt und befeuchtet die Nasenschleimhaut.

Bei starker Austrocknung, rissiger Schleimhaut oder Neigung zum Nasenbluten sind auch Nasensalben hilfreich. Sie lösen hartnäckige Verkrustungen und pflegen die ausgetrocknete Schleimhaut. Mehrfach täglich angewendet, erholt die Schleimhaut sich in der Regel innerhalb von einer Woche. Aber auch ein Langzeitgebrauch ist möglich.

Für den Rachenbereich ist das Gurgeln mit milden, desinfizierenden Lösungen eine geeignete Maßnahme, um vermehrte Schleimablagerungen mit nachfolgenden Bakterierenbesiedlungen zu verhindern. Das können pflanzliche Mittel sein wie Salbei- oder Kamillenlösungen, oder Mundspülungen aus der Apotheke.

Da die Schleimhaut der oberen Atemwege die vorderste Front unseres Körpers gegen Umwelteinflüsse und Erreger aller Art ist, lohnen sich solche Maßnahmen nicht nur, wenn es bereits zu spät ist. Denn ein wirksamer Schutz vor Austrocknung und Verschleimung erleichtert das Atmen und verhindert Infektionen.

1-AdobeStock_189874892-Henrie-scaled-e1604416137157-940x1024 Rachenraum und Nasenschleimhaut

Dr. Uso Walter
Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Gemeinschaftspraxis Duisburg
www.hno-praxis-duisburg.de
Vorsitzender HNOnet NRW
www.hnonet-nrw.de

Bildnachweis:
Dr. Uso Walter
Henrie, weerapat – AdobeStock


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Dieser Beitrag wurde in der Herbstausgabe der Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge veröffentlicht.


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