Herpesviren – eine große Familie
Wenn wir an Herpes denken, verbinden wir damit häufig zunächst die kleinen Lippenbläschen, die das Herpes-simplex-Virus Typ 1 verursacht. Dabei hat die Familie der Herpesviren über 200 bekannte Mitglieder, neun von ihnen sind für den Menschen spezifisch.
Zu diesen humanen Herpesviren (HHV) gehören nebenden Herpes-simplex-Viren des Typ 1 und 2 das Varizella-Zoster-Virus, das Epstein-Barr-Virus, das Cytomegalievirus, das humane Herpesvirus 6A, 6B und 7 sowie das Kaposisarkom-assoziierte Herpesvirus. Zu den durch Herpesviren ausgelösten Krankheiten zählen neben Lippen- oder Genitalherpes auch Windpocken, Gürtelrose, das Pfeiffersche Drüsenfieber und verschiedene Krebserkrankungen. Mittlerweile lassen sich zwar die Symptome vieler dieser Krankheiten effektiv behandeln, die Herpesviren selbst kann man allerdings nicht außer Gefecht setzen. Einzig gegen das Varizella-Zoster- Virus (auch Gürtelrose genannt) kann man sich durch Impfungen schützen.
Herpesviren begleiten den Menschen seit Millionen von Jahren und haben sich dem Menschen sehr gut angepasst. Ist man einmal infiziert, verbleibt das Herpesvirus ein Leben lang im Körper. So kommt es, dass jeder erwachsene Mensch eines oder mehrere der neun Herpesviren in sich trägt. Nach der Erstinfektion, die häufig symptomatisch unbemerkt bleibt, begeben sich die Herpesviren in den sogenannten Zustand der Latenz. In die ser Phase werden keine neuen Viruspartikel produziert, und das Virus wird nur schlecht oder gar nicht vom Immunsystem erkannt. Erst bei Reaktivierung, die beispielsweise durch ein geschwächtes Immunsystem hervorgerufen werden kann, vermehrt sich das Virus im Körper und Krankheitssymptome können auftreten. Die Reaktivierung kann jedoch auch ohne auffällige Symptome für den Betroffenen ablaufen, bei denen sich aber dennoch das Herpesvirus vermehrt und ausgeschieden wird, sodass es zur Übertragung auf andere Menschen kommen kann.
Quelle: HZI Helmholtz – Zentrum für Infektionsforschung https://www.helmholtz-hzi.de/de/
Abruf 01.02.2020
Herpes Zoster – Gürtelrose
Die Gürtelrose wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht. Neben der Gürtelrose löst das Virus auch andere Erkrankungen wie Windpocken aus. Einmal infiziert, verbleiben die Viren im Körper und kön-nen auch nach Jahrzehnten wieder aktiv werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in ihrem aktuellen Impfkalender für 2019/2020 bei Personen mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge einer Grunderkrankung wie z. B. chronisch obstruktiven, d.h. verengenden Lungenerkrankungen (wie z. B. COPD, Lungenemphysem) oder Asthma bronchiale, die 50 Jahre und älter sind eine Herpes-Zoster-Impfung. Eine zweimalige Impfung mit dem Totimpfstoff im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten sollte erfolgen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung mit dem Totimpfstoff, da dieser im Gegensatz zum Lebendimpfstoff eine hohe Schutzwirkung auch in höheren Altersgruppen hat und über eine längere Schutzdauer verfügt. Außerdem ermöglicht der Totimpfstoff eine größere Anwendungsbreite, da auch Personen mit geschwächtem Immunsystem geimpft werden können.
Derzeit ist unklar, ob eine Auffrischimpfung notwendig ist. Auch wenn die Wirksamkeit des Impfstoffes mit der Zeit etwas abnimmt, lassen Immunogenitätsdaten er warten, dass die Impfung über mindestens 10 Jahre schützt. Die Kosten der Impfung werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Quelle: www.rki.de – Impfkalender 2019/2020 und Faktenblatt Herpes-Zoster-Impfung.
Dieser Beitrag wurde in der Frühjahrsausgabe 2020 der Zeitschrift Atemwege und Lunge veröffentlicht.
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