Lebenselexier Atemluft

…was kann die Atemwege schädigen?

Atemwegserkrankungen betreffen die Nase, die Nasennebenhöhlen, den Mund, den Rachenraum, sowie die Luftröhre, und sie können sich bis in die Lunge ausbreiten. Man unterscheidet obere und untere Atemwege. Zu den oberen zählen Mund, Nase und Kehlkopf. Die unteren beginnen mit der Luftröhre und deren Verzweigungen, den Bronchien, bis hin zu den Lungenbläschen, erläutert Professor Dr. Heinrich Worth, Fürth in einem Gespräch mit Elke Klug in Berlin. Alle Bereiche können von Schädigungen betroffen sein.

Was von dem, was wir einatmen, kann die Atemwege schädigen?

Wir atmen sauerstoffhaltige Umgebungsluft ein. Der Sauerstoff gelangt über die Lunge in die Blutbahn und wird über den Kreislauf an die Zelle gebracht. Dort wird mit Hilfe des Sauerstoffs durch die Verbrennung von Nährstoffen Energie für die Funktion der Zellen zur Verfügung gestellt.

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Die Umgebungsluft enthält allerdings auch Stoffe, die die Atemwege schädigen können. Der Gefährlichste und Häufigste, mit dem unsere Abwehrmechanismen überfordert sind, ist der Tabakrauch. Einzelne Partikel oder Schadstoffe in gasförmiger Form im Tabakrauch schränken die Tätigkeit der Atemwege ein. Die Flimmerhärchen, die eigentlich als „Aufzug“ alle Schadstoffe aus den unteren Atemwegen wieder herauf bewegen sollen, funktionieren nicht mehr. Außerdem wird die Schleimhaut angegriffen. Mit der Einatmung können aber auch Viren und Bakterien eingeatmet werden, die die Atemwege bis hin zum Lungengewebe schädigen können. Außerdem gibt es Umweltgifte, die aber eine geringere Rolle spielen als der Tabakrauch. Dazu gehören Feinstaub, Ozon und Sauerstoffradikale sowie auch gasförmige Substanzen wie Stickstoffdioxid (NO2) und andere Gase. Aber die Hauptquelle der Belastung stammt nicht, wie häufig suggeriert, vom Straßenverkehr, sondern aus den Innenräumen, in denen man sich viele Stunden lang aufhält und lebt.

Wann und bei welchen Beschwerden sollte man einen Arzt aufsuchen?

Der einfache Erkältungsinfekt in den oberen Atemwegen ist sicher sehr häufig. Damit muss man keinen Arzt aufsuchen. Wenn Patienten allerdings dauerhaft unter länger anhaltendem Husten, entzündeten Nasennebenhöhlen, einer Kehlkopfentzündung mit Heiserkeit und Sprecheinschränkungen leiden, dann ist der HNO-Arzt erster Ansprechpartner. Die Ursache eines sog. Fließschnupfens kann allergischer Natur sein, aber auch eine nichtallergische Entzündung der Nasenschleimhaut kann dazu führen, das muss abgeklärt werden. Patienten mit Erkrankungen der unteren Atemwege − die Hauptbeschwerden sind Atemnot. Husten und Auswurf – sollten sich, dauert es länger als acht Wochen, einem Lungenarzt vorstellen. In kritischen Situationen, wenn der Husten z. B. verbunden ist mit blutigem Auswurf oder mit starker akuter Luftnot, dann sollte man sich rasch zum Arzt begeben. Dahinter könnte sich eine Herzschwäche oder einer Lungenembolie oder auch eine Tuberkulose verbergen.

Welche sind die häufigsten Erkrankungen der unteren Atemwege?

Häufig sind ein vom Hausarzt nicht mehr gut eingestelltes Asthma oder auch unklare Luftnot. Der Pneumologe wird dann mittels einer Lungenfunktionsprüfung differenzieren, ob es sich eher um eine Ursache im Bereich der Lunge, also Asthma oder eine COPD handelt. Eine weitere häufige Ursache der Luftnot ist eine chronische Bronchitis, die mit einer Einengung der Atemwege verbunden sein kann.

Was sollte man über eine chronische Bronchitis noch wissen?

Die chronische Bronchitis ist eine Erkrankung, die an den meisten Tagen des Jahres mit Husten und Auswurf einhergeht. Sie wird dann gefährlich, wenn sie zu einer Obstruktion führt und sich in Richtung COPD entwickelt. Auch hier gilt: Risikofaktoren wie das Zigarettenrauchen vermeiden. Was man leider nicht selbst verhindern kann, ist die Entwicklung einer COPD durch Wachstumsstörungen der Lunge in der Kindheit. Das sind später Patienten, die selbst nie geraucht haben und sich fragen, wieso bekomme ich eine COPD? Es betrifft meist Menschen, die in der Kindheit schwere Infekte hatten, die das Lungenwachstum behindert haben. Bei ihnen führt bereits im jungen Erwachsenenalter ein leichter Abfall der Lungenfunktion bald zu einer COPD. Das zu verhindern ist die Aufgabe der Eltern, nämlich Kinder keinem Zigarettenrauch auszusetzen. Auch der Verzicht auf die Zigarette in der Schwangerschaft ist ein wichtiger Punkt.

Wie unterscheiden sich die Krankheitsbilder Asthma und COPD voneinander?

Das Asthma beginnt häufig in der Kindheit und Jugend, die COPD in aller Regel in der zweiten Lebenshälfte. Asthma wird häufig ausgelöst durch Allergien, die COPD meistens durch Zigarettenrauch. Bei der COPD liegt immer eine Enge der Atemwege vor, bei Asthma kann sie, muss aber nicht vorliegen. Die Atemwege reagieren  überempfindlich mit einer Einengung(Obstruktion) nach bestimmten Reizen wie kalte Luft, Lachen, Parfüm, Duftstoffe und anderen Allergene, wie Pollen von Bäumen, Gräsern, Sträuchern oder Tierhaaren und vielen anderen Stoffen. Das ist bei der COPD eher selten und nicht so ausgeprägt. Die COPD geht meist mit dem Erstsymptom einer Luftnot unter Belastung einher. Bei Asthma ist die Atemnot eher anfallsartig, aus der Ruhe heraus, z. B. auch morgens oder im Schlaf. Wenn eine Enge der Atemwege vorliegt, bildet sie sich bei Asthmatikern in der Regel eher und besser zurück als bei der COPD. Asthmatische Akutbeschwerden sprechen in der Regel gut auf Kortison an, was bei der COPD nicht der Fall ist.

Grundsätzlich, und das ist wichtig für die therapeutischen Konsequenzen, unterscheiden sich die Erkrankungen bzgl. der Ursache ihrer Entzündung, die asthmatische Entzündung sieht im Zellbild anders aus als die COPD. Zudem hat man herausgefunden, dass die Verläufe von allergischem und nichtallergischem Asthma unterschiedlich sind. Das allergische ist gekennzeichnet durch abnorme Reaktionen auf die Inhalation bestimmter Stoffe. Das nichtallergische wird erworben z. B. durch Infekte oder andere Ursachen. Außerdem gibt es noch eine Reihe weiterer Untergruppen, die man heute speziell behandeln kann.


Text: Elke Klug, freie Journalistin, www.elkeklug.de

Fotos: Fotolia.com Gina Sanders, AdobeStock Andy Nowack

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Der Beitrag wurde in der Winterausgabe 2019 der Fachzeitschrift „Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge“ veröffentlicht.

www.Patienten-Bibliothek.de

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