Endlich durchatmen

Der Atemnot aktiv begegnen

Chronisch obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) sowie Asthma sind die häufigsten chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane. Ein großer Teil der Bevölkerung hat aufgrund dieser Krankheiten unter Atemnot zu leiden.

In den letzten Jahren sind sehr große Fortschritte bei der Entwicklung wirksamer Medikamente zur Behandlung dieser Krankheiten erzielt worden, sodass insbesondere Asthma inzwischen recht gut behandelbar ist. Dennoch treten bei den genannten Krankheiten immer wieder Atembeschwerden auf. Viele Studien haben ergeben, dass eben der medikamentösen Therapie körperliches Training sowie ein Training der Atmung wichtig sind.

Das Buch „Endlich durchatmen“ soll ein Ratgeber sein für Menschen, die sich bei solchen Beschwerden selbst helfen wollen, in Ergänzung einer Therapie unter fachlicher Anleitung. Auch ist das Buch für Angehörige zu empfehlen, um verstehen zu können, welche Auswirkungen die Krankheiten auf den Alltag haben, und wie sie Betroffenen helfen können. Die Autoren – Professor Dr. Rainer Dierkesmann, Internist und Pneumologe, und Sonja Kaiser, Dipl.-Sportpädagogin, Sporttherapeutin legten bei Erstellung größten Wert auf eine gut verständliche praxisnahe Darstellung.

Körperlich aktiv zu werden hilft enorm dabei, Beschwerden bei Atemwegserkrankungen zu lindern. Wenn die Atmung durch eine Krankheit behindert wird, sinkt die Leistungsfähigkeit, da nicht mehr genügend Sauerstoff zur Energiegewinnung bereitgestellt werden kann.

In einer solchen Situation kann man entweder versuchen, die Atmung zu verbessern oder – wenn dies nicht in ausreichendem Maße gelingt – die Arbeit der Muskeln, z. B. mit einem bestimmten Trainingsprogramm, zu ökonomisieren.

Dabei sollte man bedenken, dass ja auch unsere Atmung mit Muskelarbeit funktioniert. Durch Training  lässt sich der Wirkungsgrad der Muskulatur verbessern: Die Muskeln brauchen dann weniger Energie für die gleiche Leistung und Sie geraten nicht so schnell aus der Puste.

Im ersten Teil des Buches erfahren Sie detailliertes Hintergrundwissen. Der zweite Teil hilft das theoretische Wissen für die Selbsthilfetechniken aus den Bereichen der Atem- und Physiotherapie zu nutzen. Und im dritten Teil steht das körperliche Training im Mittelpunkt.

Beispiel aus Atemübungen und -techniken
Überblähung und Atemnot – Atemwege öffnen

Beim Asthma und bei der obstruktiven Bronchitis besteht die Gefahr, dass die Atemwege während der Ausatmung kollabieren und dadurch nicht mehr tief genug ausgeatmet werden kann. Es verbleibt vermehrt Restluft in der Lunge, die Lunge bleibt aufgebläht, das Zwerchfell (der größte Atemmuskel) bleibt tief stehen.

Dadurch wird auch die Haltung negativ beeinflusst, es kommt zu der typischen „Buckelbildung“. Die Atmung wird dadurch erheblich erschwert. Wenn jetzt zusätzlich ein Lungenemphysem vorliegt, verstärkt sich dieses Problem durch den Elastizitätsverlust der Lunge und die kleinere Gasaustauschfläche.

Die wichtigste Maßnahme ist demnach, das Kollabieren der Atemwege zu verhindern.

Die nachfolgenden Übungen helfen zunächst dabei bewusstes Ausatmen wahrzunehmen. Bewusste Ausatmung ist die Grundlage für eine richtige Anwendung der Technik der Lippenbremse. Mithilfe der Lippenbremse wird die Ausatmung verlangsamt und dem Druck im Brustkorb ein erhöhter Druck in den Atemwegen entgegengesetzt, der das Kollabieren der Atemwege verhindert.

Übungen Bewusstes Ausatmen

Ausatmung spüren:

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  • Setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl
  • Pusten Sie mit gespitzten Lippen die eigene Handfläche an und versuchen Sie, der Atemluft nachzuspüren. Verringern oder erweitern Sie den Abstand zur Handfläche so, dass Sie Ihren Atem gut spüren können.

Ausatmung sehen:

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  • Versuchen Sie, Watte mit einem gleichmäßigen, langsamen Ausatemstrom wegzublasen. Pusten Sie ganz sanft und verstärken Sie den Luftstrom nur, wenn sich die Watte nicht bewegt.
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  • Bringen Sie eine Flüssigkeit zum „Blubbern“. Beim Blubbern müssen Sie mehr Kraft aufbringen.

(Auszüge des Buches)


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Im Gespräch mit Autorin Sonja Kaiser, Diplomsportpädagogin

Wenn man es auf den Punkt bringen will, könnte man dann formulieren: Schwierigkeiten bei der Ausatmung sind das „Hauptproblem“ infolge von Asthma, COPD und Lungenemphysem?

Die Ursachen der Erkrankungen unterscheiden sich zwar deutlich, doch eine „blockierte“  Ausatmung, tritt bei Asthma, chronisch verengender Bronchitis und Lungenemphysem gleichermaßen auf und führt zu dem am meisten belastenden Symptom der Atemnot.

Vereinfacht ausgedrückt sind die Bronchien durch die mit den Erkrankungen einhergehenden Entzündungen, Schleimhautveränderungen, vermehrter Schleimbildung etc. verengt und instabil. Will man kraftvoll ausatmen, kann dies zum Kollabieren der empfindlichen Bronchien führen – die Atemwege sind „blockiert“.   

Ausatemtechniken verbessern das Ausatmen und ermöglichen, wieder leichter „durchatmen“ zu können.

Was gilt es bei Atemtechniken insbesondere zu beachten, um akute Atemnot so weit wie möglich zu reduzieren?

Das Erlernen der Atemtechniken sollte zunächst immer unter Zuhilfenahme eines entsprechend fachlich ausgebildeten Therapeuten erfolgen – in einer ambulanten Praxis, einer Lungensportgruppe oder Rehabilitationsklinik. Die Erfahrung von Atemnot geht  immer mit einer dramatischen Stresssituation und Angst einher. Daher muss der Einsatz der Atemtechniken völlig automatisch, ohne darüber nachdenken zu müssen, ablaufen.

Durch einen Fachtherapeuten erhält man dieses Handwerkszeug und vor allem die Sicherheit der richtigen Anwendung von Lippenbremse und atemerleichternden Positionen.

Erst diese erlernte Sicherheit in der Anwendung, ermöglicht Ruhe zu bewahren und die Not um den Atem zu beseitigen.  

Was kann aus Ihrer Sicht dazu beitragen, dass Erlernen und richtige Anwenden von Selbsthilfetechniken sowie körperliche Aktivitäten ein Teil des täglichen Lebens werden?

Der „Knackpunkt“ ist, dass sich Patienten selbst viel zu schnell auf die schwere Erkrankung reduzieren: „Aber ich kann doch nicht…“ und damit zwangsläufig in eine Abwärtsspirale und Isolation geraten.

Entscheidend erscheint mir die eigene Erfahrung zu sein, selbst zu spüren, dass Selbsthilfetechniken und körperliche Aktivitäten etwas bewirken.

Die Frage: „Aber wie…?“ beantworten Therapeuten und eine gemeinsam entwickelte Anleitung zur Umsetzung, die auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt sind. Bei der notwendigen Konsequenz des täglichen Umsetzens, hilft eine schriftliche Dokumentation, die Erfolge erst sichtbar werden lässt – und eine Verbindlichkeit mit sich selbst.

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Neuauflage: Endlich durchatmen – Wirksame Atemübungen bei Asthma, COPD, Lungenemphysem

Prof. Dr. med. Rainer Dierkesmann Sonja Kaiser

Trias Verlag, www.trias-verlag.de

ISBN 978-3-432-11059-2

Hinweis: Adressen von Atemphysiotherapeuten, Lungensportgruppen, Pneumologischen Rehabilitationskliniken finden Sie z. B. über

www.lungensport.org
www.atemwegsliga.de
www.lungeninformationsdienst.de
www.reflektorische-atemtherapie.de.


Interview: Sabine Habicht, Redaktionsleitung Patienten-Bibliothek

Fotos: AdobeStock godfer, Trias Verlag, Sonja Kaiser

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Der Beitrag wurde in der Winterausgabe 2019 der Fachzeitschrift „Patienten-Bibliothek – Atemwege und Lunge“ veröffentlicht.

www.Patienten-Bibliothek.de

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